Velbert Smart City: Erste „schlaue Masten“ stehen
Velbert · Velbert ist Modellstadt für den Einsatz intelligenter Straßeninfrastruktur. Jetzt fiel am Nevigeser Panoramabad der Startschuss für die praktische Umsetzung.
Straßenlaternen, die nicht nur für Licht sorgen, sondern auch als Ladestation für Elektroautos und WLAN-Router fungieren, die mit digitalen Monitoren über aktuelle Themen der Stadt informieren und gleichzeitig die Auslastung von Parkflächen erheben – die Einsatzmöglichkeiten der Smart Poles genannten Multifunktionsleuchten sind vielfältig. Gemeinsam mit dem Energieunternehmen Innogy, das die Smart Poles entwickelt hat, wollen Stadtwerke, Technische Betriebe (TBV) und Wobau in dem auf drei Jahre angelegten Projekt Lösungen für smarte Quartiere erproben.
Innogy sei auf diesem Gebiet ein Vorreiter, erläutert TBV-Vorstand Sven Lindemann, wie die Vereinbarung mit dem Energieunternehmen zustande kam. Die TBV sitzen als Verantwortliche für die Velberter Straßen mit im Boot. Auch hier schreitet die Digitalisierung voran: „Darum werden wir uns in Zukunft verstärkt kümmern.“ Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ist bei der Entwicklung smarter Quartiere gefragt. Gerade dabei sei es sinnvoll, bereits in der Planungsphase den Einsatz neuer Technologien mit vorzusehen: „Es geht darum, nicht nur das Haus der Zukunft zu bauen, sondern ganzheitlich auch die Infrastruktur vor dem Haus zu planen“, so Lindemann. Beispiel E-Mobilität: „Wo laden Bewohner von Mehrfamilienhäusern ihr Auto, wenn es auf der Straße kein entsprechendes Angebot gibt?“ Die Stadtwerke schließlich sind als lokaler Energieversorger ebenfalls beteiligt.
Die Smart Poles unterstützen keine Schnellladung von E-Autos
Nun gehe es darum, Angebote bereitzustellen und zu schauen wie diese genutzt werden, wo es Probleme gibt und wie man diese lösen kann, aber auch neue Dinge auszuprobieren: Zum Beispiel Frequenzmessungen, die Modernisierung vorhandener Kameratechnologie – „natürlich unter Berücksichtigung des Datenschutzes“, betont Lindemann – aber auch die Erfassung von freiem Parkraum: „Wenn man vorab erfährt, dass es in einem Quartier keine freien Parkplätze gibt, kann man es sich sparen hineinzufahren“, sagt Arnd Sulimma, Leiter des TBV-Sachgebietes Verkehrswesen. „Wichtig ist: Das System muss belastbar sein“, hebt Sven Lindemann hervor, und das betreffe nicht nur die Ladeinfrastruktur, die natürlich mit den Stadtwerken abgestimmt wird. Eine Schnelladung werde über die Smart Poles allerdings nicht unterstützt. Auch für das WLAN bedürfe es eines sehr leistungsstarken Netzes, wenn zum Beispiel etliche Besucher im Herminghaus-Park gleichzeitig darauf zugreifen.
Die intelligenten Laternen kosten rund 11 000 Euro pro Stück
Der erste Pilotstandort ist indessen bereits eingerichtet worden: Vor ein paar Tagen haben Mitarbeiter der Stadtwerke auf dem Parkplatz des Panoramabades in Neviges die ersten beiden mehrteiligen Leuchten montiert. Deren Herzstück ist die mittlere Sektion, die den bis zu 22 Kilowatt starken Ladeanschluss für E-Autos und die Technik für das WLAN enthält. Eine Anzeige verrät von weitem, ob die Ladestation belegt ist, und im Kopfteil befindet sich natürlich noch die Lampe, die den Parkplatz beleuchtet. Inzwischen sind auch die beiden Parkbuchten vor den Smart Poles als Stellplätze für Elektro-Fahrzeuge markiert, und in den nächsten Tagen sollen die beiden intelligenten Laternen den Betrieb aufnehmen. Das Bad sei ein idealer Standort, um dort gebündelt eine Reihe von interessanten Anwendungsfällen zu testen. Zusätzliche Access Points auf dem Gelände sollen außerdem künftig dafür sorgen, dass den Besuchern künftig nicht nur auf dem Parkplatz, sondern im gesamten Bad kostenloses WLAN zur Verfügung steht, erläutert Norbert Noll, bei den Stadtwerken für den Bäderbetrieb
zuständig.
Mit rund 11 000 Euro pro Stück kosten die Smart Poles einiges mehr als herkömmliche Lampen. Allerdings sei es weder notwendig noch sinnvoll, sämtliche rund 8500 Straßenlaternen im öffentlichen Verkehrsraum auszutauschen, erklärt Arnd Sulimma. Vielmehr soll zunächst im Rahmen einer Findungsphase eruiert werden, welches Angebot in welchem Umfang an welchem Standort sinnvoll ist.