So sieht es gerade in der Stadtkirche aus
Viele Besucher kamen am Wochenende, um sich über den Stand der Bauarbeiten zu informieren.
Wülfrath. Erste Erwähnungen verorten die Anfänge der Wülfrather Stadtkirche ins 12. Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte durchlebte die Kirche nicht nur verschiedene stilistische Epochen, sondern wurde auch ständig erweitert. Natürlich muss ein so altes Gebäude immer wieder saniert werden, damit es erhalten bleibt. „Es gab 1960 eine große Sanierung“, erzählt Rainer Gebauer den vielen interessierten Menschen, die sich vor dem Altarraum um ihn geschart hatten, um seine Ausführungen zu verfolgen. Sie alle sind der Einladung zur „Offenen Baustelle“ der evangelisch reformierten Gemeinde gefolgt, die mit dieser Aktion ihren Gemeindemitgliedern, aber auch interessierten Wülfrather Bürgern die einzelnen Sanierungsvorhaben vorstellte. „Schließlich ist die Kirche nicht nur für die Gemeindemitglieder da, sondern sie ist das Wahrzeichen Wülfraths“, sagt Pfarrer Thomas Rehrmann.
Anfang des Monats begannen die Sanierungsarbeiten — sinnvollerweise natürlich mit dem Dach. „Wenn das Dach nicht dicht ist, braucht man innen gar nicht erst anfangen“, erklärt Rainer Gebauer, Architekt und Bauleiter der Sanierung. Die Südseite und ein Teil der Ostseite wurden abgedeckt. Die alten Schieferplatten wurden jedoch nicht einfach entsorgt. Da ließ sich die Gemeinde etwas ganz Besonderes einfallen. Sie übergab sie den Wülfrather Künstlern, die aus den einzelnen Schieferplatten kleine Kunstwerke schufen, die dann im Laufe des Tages der offenen Baustelle versteigert wurden.
„Der Turm hat eine neue Rinne bekommen“, erzählt Gebauer. Noch leuchtet das Kupfer im Sonnenlicht. Teile der Fassade sind mit blauen, grünen und weißen Netzen verhangen. Doch nicht nur außen, auch innen wird eifrig gearbeitet. Die Kirchenbänke sind weg, der Boden herausgerissen worden. „Wir legen jetzt erst einmal die elektrischen Leitungen“, verrät Pfarrer Rehrmann. Dann wird der Boden einheitlich mit Schieferplatten ausgelegt. Die Bänke werden geteilt und verkürzt, so dass mehr Raum ist.
Thomas Rehrmann, Pfarrer
Und dann sind da noch die Fenster. Zwar wurden die großen Fenster bereits 1960 saniert, doch „die 60er Jahre waren noch von einem schnellen und billigen Aufbau geprägt“, so der Architekt. So wurde nun erst festgestellt, dass das Maßwerk der Fenster, das damals neu gemacht wurde, heute in besonders schlechtem Zustand ist. „Das war eine böse Überraschung“, gibt der Pfarrer zu. 70 Prozent der Steine müssen ausgetauscht werden, verbunden mit enormen Kosten.
Deshalb sucht die Gemeinde Patenschaften. „Eine Kirchenbank fängt bei 800 Euro an“, sagt Rainer Gebauer, „die Fenster fangen bei 6000 Euro an bis 13 000 Euro. Und das ist nur die Verglasung.“ Mit insgesamt 500 000 Euro rechnet die Kirchengemeinde für die Sanierung. „Wir bekommen 60 000 Euro vom Land und haben bereits 15 000 Euro an Spenden bekommen“, sagt Rehrmann. Also braucht es noch viele Paten und Spenden, damit die Stadtkirche im Oktober wieder eröffnet werden kann.