Tierschutzverein wird 50 Jahre alt
Brigitta Wöffler und Ilse Niesenhaus erinnern sich an aufmüpfige Schafe und einen rüpelhaften Schwan.
Es war eine andere Zeit: Als der Tier- und Naturschutzverein Wülfrath gegründet wurde, war Ludwig Ehrhard Bundeskanzler, Werder Bremen Deutscher Fußballmeister und Winston Churchill gerade gestorben. Von Tier- oder Naturschutz im heutigen Sinne war vor 50 Jahren keine Rede, die grüne Bewegung steckte noch nicht mal in den Kinderschuhen. Was genau der Impuls war, diesen Verein ins Leben zu rufen, ist heute kaum noch nachzuvollziehen.
„Ich glaube, es war einfach die Freude an Tieren“, sagt Brigitta Wöffler, Vorsitzende des Vereins. Sie ist seit 1987 dabei, kennt aber aus der „Urzeit“ einige Geschichten. „Gründungsvorsitzender war Hanns Pollach“, erzählt sie. „Der war Straßenbahnschaffner und kannte jede Menge Leute. Vielen nahm er eine Mark extra ab, weswegen der Verein schon früh so viele Mitglieder hatte.“ Unter ihnen auch viel Lokalprominenz wie Bürgermeister, Stadtdirektor oder Kalk-Chefs.
Der Wunsch nach einem eigenen Tierheim konnte nie wirklich realisiert werden. Erst sehr viel später wurde bei der Vorsitzenden Christine Dämgen eine Auffangstation eingerichtet. „Die wuchs immer weiter, wir haben wirklich alles aufgenommen“, erinnert sich Brigitta Wöffler.
Das reichte vom Babyfuchs, der mit der Flasche groß gezogen wurde, über Waschbären bis hin zu jeder Menge Greifvögel. Bei letzteren kannte Christine Dämgen sich gut aus, weil sie entsprechend ausgebildet war. Selbst Ponys und Ziegen gab’s dort. Und ein Schaf, das Besucher mal gerne in die Kniekehlen rammte.
Die Arbeit des Vereins war teuer. „Wir haben Tierarzt-Rechnungen von manchmal 2000 Euro fürs Quartal. Da reichen die Mitgliedsbeiträge bei weitem nicht aus“, betont die zweite Vorsitzende des Vereins, Ilse Niesenhaus. Weswegen der Club immer auf Spenden angewiesen ist und sich auch über eine größere Erbschaft freute.
Über zehn Jahre waren die Tierschützer bei der Krötensammlung in Aprath beteiligt. Aber immer wieder ging’s um ausgesetzte oder gefundene Tiere, bevorzugt Hunde und Katzen. Eine Weile hatten die Wülfrather einen guten Kontakt zum Tierheim in Velbert, später orientierten sie sich nach Wuppertal. Heute hat die Stadt einen Vertrag mit dem Velberter Heim.
„Man wusste oft nicht mehr, wohin man die Tiere bringen sollte“, erinnert sich Brigitta Wöffler. Sie selbst ist mittlerweile bereits mehrfach in Düren gewesen, um dort Vögel hinzubringen. Apropos Vögel: Der Verein hatte Bau und Betrieb des Taubenturmes am Krapps Teich auf den Weg gebracht. Damit sei es gelungen, die Population deutlich zu reduzieren. „Das liegt uns heute noch am Herzen“, erklärt Ilse Niesenhaus.
Mit Gruseln hingegen denken die Damen an die Aktion mit dem Schwan im Krapps Teich zurück. Romeo, dem dortigen Schwan, fehlte es an einer Gefährtin. Bis jemand auf die Idee kam, ihm eine aus der Partnerstadt Bondue zu besorgen. Ein Riesen-Medien-Auftrieb war die Folge. Romeo indes, dessen Name für diese Aktion in Michel umgewandelt wurde, verhielt sich so rüpelhaft, dass Weibchen Marlene stark verletzt in ein Tierheim gebracht werden musste.
Bei allen auch kuriosen Geschichten: Die Tierschützer sind seit 50 Jahren Ansprechpartner für vieles, was mit dem Schutz und der Unterbringung zu tun hat. Sie leisten Erste Hilfe, danach werden die Tiere verteilt. Mehr könnten sie nicht leisten, betont die Vorsitzende. Als ob dies nicht schon jede Menge wäre.