Velbert: Was wird aus dem Finanzamt?

Das Finanzministerium lässt prüfen, ob eine Sanierung des 1979 bezogenen Gebäudes an der Nedderstraße wirtschaftlich ist. Falls nicht, könnte der Standort aufgegeben werden.

Velbert. Müssen Velberter Steuerbürger künftig ihre Steuererklärungen in Mettmann oder Ratingen abgeben? Oder bleibt das Finanzamt in Velbert? "Es ist noch gar nichts entschieden", heißt es aus dem NRW-Finanzministerium. Aber Gerüchte und Verlautbarungen zur Standortfrage gibt es schon reichlich. Und so fragen sich auch die 250 Mitarbeiter, was in Zukunft aus ihren Arbeitsplätzen wird - und warum sich die örtliche Politik nicht zu dem Thema äußert.

Hintergrund: Das Finanzamt Düsseldorf-Mettmann, das derzeit an der Düsseldorfer Hartkortstraße untergebracht ist, muss definitiv umziehen - das Gebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs ist marode. Ratingen und Mettmann bewerben sich bereits eifrig als Ersatzstandorte und finden dabei auch ihre Unterstützer in der Politik. Es scheint Konsens zu sein, dass das neue Finanzamt im Kreis Mettmann entsteht.

In Hilden ist das Finanzamtsgebäude in einem guten Zustand - dieser Standort gilt als unstrittig. Doch in dem 1979 bezogenen Komplex an der Nedderstraße gibt es angeblich einen Sanierungsstau. "Wie groß oder welcher Art dieser Rückstand ist, wissen wir auch nicht", sagt Jutta Pepersack, Ortsverbands-Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, in der die meisten Finanzamtsmitarbeiter organisiert sind.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes ist zuständig für die Immobilie und soll untersuchen, ob sich eine Sanierung lohnt oder ob man besser über einen Neubau nachdenkt. Ergebnisse dieser Wirtschaftlichkeitsuntersuchung werden nicht vor Sommer 2009 erwartet.

Aber es gibt schon zwei Szenarien: Bei einer "Drei-Ämter-Lösung" könnte ein Neubau an alter Stelle an der Nedderstraße entstehen. Da sich die Landesregierung jedoch eine "Verschlankung" der Verwaltung auf die Fahnen geschrieben hat, denkt sie auch über eine "Zwei-Ämter-Lösung" nach. Dabei könnte Velbert auf der Strecke bleiben und in Ratingen oder Mettmann ein neues "Großfinanzamt" entstehen, das dann auch für die Velberter zuständig wäre.

"Für die Bürger kann es aber nicht von Vorteil sein, wenn sie nach Mettmann oder Ratingen müssen, falls sie Fragen haben oder Änderungen in ihre Lohnsteuerkarten eintragen lassen wollen. Und auf die Mitarbeiter kämen zum Teil erheblich längere Fahrwege zu", sagt Jutta Pepersack. Sie vermisst Unterstützung von Politik und Verwaltung für das Velberter Finanzamt.

"Wir wollen als Stadt alles daransetzen, dass Velbert Standort bleibt", versichert Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach auf Anfrage der WZ. Heute gebe es in der Sache einen Termin mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes. "Dabei werden wir unsere Überlegungen einbringen, wie der Standort erhalten werden kann", so Blißenbach. Sollte das Finanzamt etwa Erweiterungsbedarf haben, so will man dafür Wege ebnen.

"Wir wollen niemandem etwas wegnehmen, aber wir wollen auch nichts weggenommen bekommen", sagt der Bürgermeister. Er verspricht, sich für das Finanzamt stark zu machen.