Velbert Bereits wenige Zentimeter Wassertiefe reichen bei Kindern aus, um zu ertrinken.
Velbert · Das Helios Klinikum Niederberg gibt Tipps, um Badeunfälle mit dem Nachwuchs zu vermeiden – Ertrinken ist keine Frage der Schwimmfähigkeit.
Endlich ist Hochsommer: Die Hitze lockt jetzt die Menschen während der Ferien in Freibäder und an Badeseen. Kinder lieben das Toben im Wasser besonders. Sie sollten dabei aber stets beaufsichtigt werden, da Ertrinken immer noch die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache bei Kindern ist, mahnt das Velberter Helios Klinikum Niederberg.
Bereits eine Badewanne oder das Planschbecken können für den Nachwuchs gefährlich sein. Babys und Kleinkinder sollten daher nur in speziellen Badewannen baden und dabei auf keinen Fall allein gelassen werden. „Bei Kleinkindern ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen. Gerade jetzt in der Urlaubszeit und im weiteren Verlauf des Sommers sollten sich Eltern und Großeltern diese Thematik bewusst vor Augen führen und extra wachsam sein“, appelliert Dr. Ingo Wallert, Chefarzt der zentralen Notaufnahme im Krankenhaus an der Robert-Koch-Straße.
Jedes Jahr zur Sommerzeit häufen sich die Meldungen von Badeunfällen und Ertrunkenen. Kleinkinder sind bereits im flachen Wasser gefährdet, da sie meist noch nicht schwimmen können. Vertieft ins Spielen, geraten die Kleinen in tieferes Wasser oder fallen vom Ufer aus hinein. Schon wenige Zentimeter Wassertiefe reichen dann aus, um zu ertrinken. Auch in Zier- und Gartenteichen, großen Pfützen, Springbrunnen oder Regentonnen sind schon häufiger Kinder ertrunken. „Wegen ihres hohen Schwerpunkts können hingefallene Kinder nicht einfach die Beine unter den Körper ziehen und aufstehen. Fallen sie mit dem Kopf ins Wasser, löst dies eine Art Schockreaktion aus, die Stimmritze im Rachenraum schließt sich und macht die Atmung unmöglich“, berichtet Dr. Wallert. Bei diesem trockenen Ertrinken ersticken die Kinder häufig, ohne das Wasser in die Lunge gelangt.
Eltern sollten kleine Kinder nicht unbeaufsichtigt schwimmen lassen. Auch ältere Kinder mit Seepferdchen-Abzeichen können ohne weiteres ertrinken: beim Toben, wenn sie mit dem Kopf aufschlagen und benommen untergehen, oder schlicht durch Entkräftung, wenn sie zu lange in tiefem Wasser gewesen sind.
Um sprechen zu können, muss erst die Atmung sichergestellt sein. Da sich der Mund beim Ertrinken unter Wasser befindet und nur kurzzeitig auftaucht, ist die Zeit für Ausatmen, Einatmen und um Hilfe rufen zu kurz.
Ertrinkende können nicht um Hilfe winken
Beim Ertrinken ist der Körper aufrecht im Wasser. Die Arme werden instinktiv seitlich ausgestreckt und von oben auf die Wasseroberfläche gedrückt, um den Körper über Wasser zu halten. Eine bewusste Steuerung der Arme ist nicht möglich. Ertrinkende Kinder bewegen sich gar nicht – sie strampeln nicht, sondern sinken bewegungslos zu Boden wie ein Stein. Daher unbedingt darauf achten: Kinder, die im Wasser spielen, sind laut und machen Lärm – wird es still, sollte man schleunigst nachschauen.
Auch wenn ein Kind nach einem Badeunfall zunächst keine besorgniserregenden Anzeichen aufweist, sollte ein Arzt konsultiert werden. In manchen Fällen können auch erst später Komplikationen auftreten, die zu Atemnot und Fieber führen. Das Helios Klinikum Niederberg bietet in der Notaufnahme an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr auch eine kindernotärztliche Betreuung an.