Velberter Rapper liest Schülern vor
Yannik Humm alias „Tiberias“ besuchte am bundesweiten Vorlesetag gestern die Zehntklässler der Realschule Kastanienallee.
Neviges. „Für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter ist es einfach, einen geeigneten Gastvorleser zu finden. Wir haben uns überlegt, was man für die Älteren tun kann.“ Jennifer Koppitsch, die Leiterin der Zentralbibliothek Velbert, hatte sich den Kopf zerbrochen, wie sie anlässlich des gestrigen, bundesweiten Vorlesetags Jugendliche überzeugen kann, „dass es nicht weh tut, wenn man einen längeren Text liest“. Zusammen mit der Auszubildenden Justine Folgmann wurde die Idee entwickelt, einen Hip-Hopper und Rapper einzuladen. Nicht irgendwen, sondern den Velberter Yannik Humm, der als „Tiberias“ seit fast zehn Jahren bei den Jugendlichen ziemlich angesagt ist. So erlebten die Schüler der siebten und achten Klasse der Realschule Kastanienallee den Singer-Songwriter aus nächster Nähe.
Statt zu rappen, las er aus dem Geoff Rodkeys Buch „Tapper Twins löschen das Internet“ vor. Ein Thema, das Jugendliche da abholt, womit sich viele intensiv beschäftigen: berühmt zu werden im Internet durch Musik oder Gaming, wie die virtuellen Spiele im weltweiten Netz heißen. Es geht um Aufmerksamkeit und Peinlichkeiten im Internet. Nach gut einer halben Stunde hatte „Tiberias“, der seine Berühmtheit zum großen Teil ebenfalls auf dieses Medium zurückführen kann, die Lesung nach zwei Kapiteln beendet.
Yannik Humm, Rapper aus Velbert über seine Heimatstadt
Aus technischen Gründen funktionierte die Vorstellung des neuen Videos mit seinem neusten Song „Jedes Mal“ nicht. Also spielte Yannik Humm den Sound des Videos, das heute veröffentlicht wird, aus den Lautsprechern seines Laptops ab. Da waren alle mucksmäuschenstill, viel ruhiger als bei der Lesung.
Gerne nutzten die Realschüler die Gelegenheit, anschließend mit ihrem Idol zu reden. Ziemlich schnell wollte ein Junge wissen: „Welches Auto fährst du?“ Der Promi gab sich bescheiden: „Zurzeit einen Opel.“ Er warnte seine Fans, sich nicht von dem blenden zu lassen, was sie in entsprechend glamourösen Musikvideos sehen. „Wenn ich in einem Video mit einem Ferrari daherkomme, glauben 60 Prozent, dass ich tatsächlich so ein Auto fahre.“ Dazu forderte er seine Fans auf, sich niemals einschüchtern zu lassen: „Wenn ihr einen Traum habt und wollt ihn erreichen, dann schafft ihr das auch, gerade auch in der Musik“, sprach der Velberter aus eigener Erfahrung.
Trotz seines Erfolges will er seinem Velbert, wo er aufgewachsen ist, nicht den Rücken kehren, obwohl er oft in Berlin und anderen Großstädten unterwegs ist. „Ich will hier nicht wirklich weg, ich habe mir hier was aufgebaut, hier will ich auch irgendwann mal sterben — leider.“
Bevor die Fans mit dem sachkundigen Gast über die aktuelle Szene ins Plaudern kamen, wollten sie wissen, wie er denn zu seinem Künstlernamen kam. „Ich suchte einen Namen, der nicht sofort jedem was sagt. Wenn ihr dem Namen nachgeht, werdet ihr feststellen, dass es die Ableitung von einem griechischen Friedensgott ist. Den habe ich bewusst gewählt, weil ich in meiner Musik keine Gewalt verherrliche.“