Welche Schule wird gewünscht?
Die Zweit- und Drittklässer haben ihren Eltern gestern einen Fragebogen zur weiterführenden Schule überbracht. Es bleiben nur wenige Tage fürs Ausfüllen.
Velbert. Die Mädchen und Jungen der zweiten und dritten Schulklassen fungierten gestern auf dem Heimweg von der Grundschule als Briefträger. Sie hatten Post für ihre Eltern im Tornister. Dabei handelt es sich um ein erklärendes Schreiben, einen Fragebogen, mit dem Daten für die künftige Schulentwicklungsplanung (SEP) für die weiterführenden Schulen gewonnen werden sollen, und einen Flyer zum Schulsystem in Nordrhein-Westfalen. Für das Beantworten der 30 Fragen bleiben Müttern und Vätern nur wenige Tage. Das Kind soll den verschlossenen Rückumschlag nach dem Wunsch der Stadt bis spätestens Mittwoch, 20. April, der Schule zustellen.
In der kurzen Frist sieht Reinhard Mickenheim, Leiter der Schulverwaltung im Velberter Rathaus, den Vorteil, „dass der Fragebogen nicht vergessen oder verlegt wird.“ Am Montag würden die Klassenlehrer noch eine Erinnerung ins Hausaufgabenheft schreiben lassen. Die Stadt verspricht so eine höhere Rücklaufquote. Zudem hätten die meisten Eltern ganz konkrete Vorstellungen davon, wie die weitere schulische Laufbahn ihres Sprösslings aussehen soll. „Sie müssen nicht lange überlegen. Und wünschen dürfen sie sich erst einmal alles. Wir wollen uns ein Bild vom Elternwillen machen“, sagt Mickenheim.
Beispielsweise könnten die Nevigeser, bei denen die Hardenberg-Hauptsschule in diesem Sommer und die Heinrich-Kölver-Realschule voraussichtlich 2018 jeweils wegen ungenügender Anmeldezahlen auslaufen, angeben, dass sie ihr Kind künftig auf eine Privatschule schicken möchten.
„Derzeit sehe ich zwar die Schulinitiative Velbert-Neviges konzeptionell in der Bringschuld. Sie muss noch eine ganze Reihe von Sachen abarbeiten, um den Antrag auf Zulassung bei der Bezirksregierung stellen zu können, aber die Situation kann sich ja vor dem Schuljahrsstart 2017 anderes darstellen“, sagt der Schulamtsleiter. Angesichts der 92 Schüler, die die Gesamtschule in Velbert-Mitte jüngst wieder trotz Sechszügkeit bei den Eingangsklassen abweisen musste, wird auch der Elternwillen in Bezug auf eine zweite Gesamtschule abgefragt.
„Gerade viele Nevigeser versuchen, für ihr Kind einen Gesamtschulplatz zu bekommen. Wir lesen das an den Anmeldungen ab, die nach einer Ablehnung, an der dreizügigen Martin-Luther-King-Hauptschule erfolgen“, erklärt Reinhard Mickenheim. Jüngst hatte sich noch einmal die Ratsfraktion der Linken für eine zweite Gesamtschule im Gebäude der Hardenbergschule am Waldschlößchen ausgesprochen. Ob Neviges oder an einem anderen Standort, Mickenheim sieht das Problem: „Kontinuierlich mindestens 100 Gesamtschulanmeldungen zusätzlich pro Jahrgang gibt es in Velbert nicht.“ Er verweist zu dem darauf, dass die Nevigeser seit Jahrzehnten in Sachen Schule mit den Füßen abstimmen würden. „Von den etwa 60 Kindern mit eingeschränkter oder voller gymnasialer Empfehlung, besuchen drei Viertel ein Gymnasium außerhalb von Velbert, vor allem in Wuppertal.“ Auch die katholische Realschule am Dönberg sowie die Gesamtschule Uellendahl-Katernberg seien für Nevigeser Optionen, die in der Nachbargroßstadt rasch mit dem Bus zu erreichen seien.
Mitte Mai soll der Stadt die Auswertung vorliegen. Mickenheim will sie am 1. Juni im Schulausschuss präsentieren.