Wie sich das Klinikum nun wandelt
Ab 2. Mai steht das Haus offiziell unter der Regie von Helios. Das Unternehmen möchte als erstes an den Fachgebieten schrauben.
Velbert. Helios übernimmt. Nachdem das Bundeskartellamt dem Verkauf des Klinikums Niederberg zugestimmt hat, beginnt am Montag, 2. Mai, offiziell ein neuer Abschnitt an der Robert-Koch-Straße. Das erste große Projekt des neuen Eigentümers ist der Klinik-Neubau auf demselben Gelände. „Das gehen wir jetzt so schnell wie möglich an“, sagte gestern Manuel Berger, Regionalgeschäftsführer von Helios, Region West.
Noch in diesem Jahr sollen die Pläne dafür auf dem Tisch liegen. Dann wird auch öffentlich werden, wo genau das neue Gebäude aus dem Boden wächst. Berger verrät nur so viel: „Wir bauen um das alte Haus herum.“ Dabei sei es auch denkbar, dass im Laufe des Prozesses bereits Teile des Altbaus abgerissen werden und es zu einem sukzessiven Umzug kommt. Spätestens Ende 2021 soll das Mammutprojekt vollzogen sein, das nach heutigen Schätzungen 120 bis 140 Millionen Euro kosten wird.
Helios hat ebenfalls genaue Vorstellung, wo das Klinikum Niederberg aus medizinischer Sicht hin soll. „Es sind uns drei Bereiche aufgefallen, wo wir mehr machen wollen“, so Berger. So möchte Helios einen Fachbereich Gefäßchirurgie mit einem neuen Chefarzt aufbauen. Zudem will das Unternehmen in Zukunft den Bereich der Onkologie mithilfe von niedergelassenen Ärzten stärken. Außerdem sollen künftig Schlaganfallpatienten besser geholfen werden, auch wenn die Einrichtung einer Neurologie nicht geplant ist.
Mehr Leistungen, mehr Mitarbeiter? Manuel Berger zieht seine Erfahrung aus anderen Häusern zur Rate: „Nach jeder Übernahme hatten wir letztlich mehr Personal als vorher. Es sind aber nicht immer die gleichen Mitarbeiter, weil sich Bereiche verändern.“ Bis Juni 2018 sind Kündigungen noch vertraglich ausgeschlossen.
Dass es anschließend mit den personellen Zahlen nach oben gehen soll, knüpft Helios an einen erwarteten gesteigerten Erfolg. Regionalgeschäftsführer Berger überraschte gestern durch seinen optimistischen Ausblick: „Es kann sein, dass wir hier perspektivisch 50 Prozent mehr Patienten erreichen können. Das ist nicht unrealistisch.“
Doch wie lässt sich das mit den baulichen Plänen in Einklang bringen? Aktuell hat das Klinikum 519 Betten, im Neubau sind nur noch 450 vorgesehen. Manuel Berger sagt: „Das ist nur das Minimum, auf das wir uns vertraglich verpflichtet haben. Es ist relativ leicht, später mehr zu machen, wenn die Situation das erfordert.“
Am bekannten Personal an der Spitze des Klinikums soll sich zunächst nichts ändern. Dr. Astrid Gesang bleibt Geschäftsführerin, Prof. Mark Goepel der ärztliche Direktor und Stefanie Harmke die Pflegedirektorin. „Wir sind föderal aufgebaut und wollen bewusst, dass die Entscheidungen vor Ort getroffen werden“, erklärt Berger und kündigte bereits an: „Uns wird man kaum hier vor Ort sehen.“
Spürbar soll der Helios-Einfluss trotzdem sein — natürlich im Positiven. Berger sagt: „Wir sind deshalb so gut, weil wir Gewinne machen. Gute Medizin ist teuer.“ Das Unternehmen, das zum Dax-Konzern Fresenius gehört, mache ein „recht aggressives Investitionsverhalten“ aus. Zudem setzt Helios innerhalb seiner Kliniken — davon allein 17 in NRW — auf einen intensiven fachlichen Austausch. „Wir wachsen in unserem Wissen mit den Krankenhäusern“, sagt Prof. Henning Baberg. medizinischer Beirat der Kliniken.
In einer Hinsicht sind die Velberter ein ungewöhnlicher Zuwachs für den Verbund. Berger erläutert: „Bei Häusern, die wir übernehmen, ist es eher ungewöhnlich, dass schwarze Zahlen geschrieben wurden.“