Wülfrath „Hier muss kein Kind zurückbleiben“

Wülfrath · Gabriele Garthe und Pia Peuser leiten das Präventionsbüro – Ziel ist ein chancengleiches Aufwachsen aller Kinder und Jugendlichen in Wülfrath.

Pia Peuser (links) und Gabriele Garthe leiten seit dem 1. August das Präventionsbüro.

Foto: Andreas Reiter

. „Wülfrath ist eine kleine Stadt und sehr gut vernetzt. Hier muss kein Kind zurückbleiben.“ Pia Peuser leitet zusammen mit ihrer Kollegin Gabriele Garthe seit dem 1. August das neu geschaffene Präventionsbüro der Stadtverwaltung. Dieses ist aus der Netzwerkkoordination „Frühe Hilfen“ hervorgegangen, was wiederum Vorgängerin Gudula Kohn ins Leben gerufen hatte. Mit dem Wechsel sind natürlich einige Veränderungen verbunden, aber Altbewährtes soll erhalten bleiben. Als Arbeitszeit für das Präventionsbüro teilen sich Pia Peuser und Gabriele Garthe 19,5 Stunden. Erstere ist auch weiterhin in der Flüchtlingshilfe aktiv, ihre Mitstreiterin arbeitet nach wie vor als Kinderschutzfachkraft.

„Wir setzen die Landesvorgabe um, möglichst eine Präventionskette von 0 bis 18 Jahren zu gewährleisten“, beschreibt Pia Peuser eine der Kernaufgaben des Teams. Familien mit Nachwuchs in dieser Altersspanne sollen gezielt unterstützt und begleitet werden. Das Ziel ist ein chancengerechtes Aufwachsen aller Kinder und Jugendlichen in Wülfrath. Hierfür sollen niederschwellige, bedarfsorientierte Angebote gemacht werden. „Dazu gehört auch die Weiterführung und der Ausbau der bestehenden Netzwerke“, erklärt Gabriele Garthe. So zum Beispiel „SoFrühWü 0-2“ (Soziales Frühwarnsystem Wülfrath), das sich an Familien mit bis zu zweijährigen Kindern richtet. Entsprechend fortgesetzt wird auch „SoFrühWü 6-12“, was in Zusammenarbeit mit den Schulen organisiert wird. Das integrierte Netzwerk gegen Kinderarmut zählt ebenso zu den Aufgaben des Präventionsbüros. „Wir machen das natürlich nicht alleine. Wir werden von vielen Netzwerkern unterstützt“, sagt Pia Peuser. „Bei zwölf Jahren ist nicht Schluss. Wir werden die Präventionskette entsprechend ausbauen“, so Gabriele Garthe mit Blick in die Zukunft.

Einige beliebte Veranstaltungen mussten abgesagt werden

Wegen der Corona-Pandemie arg gebeutelt waren in diesem Jahr zwei Großveranstaltungen, die abgesagt werden mussten. Die Familienmesse, die im Frühjahr regelmäßig um die 80 Familien anzieht, und der Info-Markt von der Kita in die Schule, der im Herbst stattfinden sollte. Auch das Theater-Projekt „Die kleine Hexe“, das schon durchgeplant war, fiel Covid 19 zum Opfer.

Da diesen Veranstaltungen eine Zusammenarbeit der Netzwerke zugrunde liegt, waren diese Kontakte ebenfalls monatelang stark eingeschränkt. „Wir wollen die Netzwerktreffen wieder aufnehmen. Wir sind nach den Sommerferien gestartet und hoffen, dass die Treffen stattfinden können“, sagt Gabriele Garthe. Die Netzwerkgruppe trifft sich üblicher Weise vier Mal pro Jahr.

Zu den wichtigsten aktuellen Projekten zählt die Einrichtung eines Familienbüros. „Der Antrag auf Gewährung von Mitteln für die Unterstützung von Maßnahmen im Bereich ,Kommunale Präventionsketten’, zum Aufruf ,kinderstark – NRW schafft Chancen’ wurde bewilligt“, erklärt Gabriele Garthe. Das Fördergeld beträgt 25 000 Euro. Mit dieser finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen sollen die Räumlichkeiten umgestaltet und eingerichtet werden. „Das klingt erst einmal viel, aber das reicht natürlich nicht. Die Stadt muss auch Eigenmittel beisteuern“, so Gabriele Garthe.

Die Räumlichkeit ist bereits gefunden. Es handelt sich um einen älteren Garderobenraum unter der Schwimmhalle, der aktuell von der DLRG genutzt wird. „Das soll auch so bleiben. Die Öffnungszeiten ergeben sich nach Absprache mit den Netzwerkpartnern“, sagt Pia Peuser. „Es wird keine regelmäßigen Öffnungszeiten geben. Wohl aber Angebote, die gesetzt sind.“ So wird ein „Café Kinderwagen“ angeboten werden, ein ausdrücklicher Wunsch, der aus der vierten Armutskonferenz mitgenommen wurde. Auch wird dort eine allgemeine Frauenberatungsstelle eingerichtet, wie Gleichstellungsbeauftragte Franca Calvano auf Anfrage mitteilt. Ideen, die noch nicht umgesetzt sind, gibt es reichlich. „Es könnte zum Beispiel eine Hebamme über Stillen sprechen oder eine Beratung zum Thema Antrag auf Wohngeld stattfinden“, sagt Gabriele Garthe. Auch Eltern straffällig gewordener Jugendlicher könnte geholfen werden.

Dem Familienbüro stehen – ohne WC-Bereich – 78 Quadratmeter zur Verfügung. Es soll barrierefrei renoviert werden. Ziel ist es, dass die Renovierungsarbeiten bereits nach den Herbstferien beginnen und Mitte Januar die Pforten des Familienbüros geöffnet werden können.

Das Präventionsbüro ist unter der Telefonnummer 02058/18 341 zu erreichen oder unter der E-Mail-Adresse: