Das Geologische Zentrum bohrt aktuell am Sportplatz Düssel, um zum Thema Wärmegewinnung zu forschen Tiefenwärme: Heizquelle der Zukunft?

Wülfrath · . Der ehemalige Sportplatz in Wülfrath-Düssel ist derzeit Schauplatz einer wissenschaftlichen Untersuchung. Der Geologische Dienst NRW mit Sitz in Krefeld entnimmt bereits seit vergangener Woche Mittwoch Proben aus dem Boden und ist auf der Suche nach einem ganz besonderen Vorkommen.

Ingenieur Sebastian Mighali hält ein Stück Bohrkern aus 68 Metern Tiefe in seinen Händen.

Foto: Tanja Bamme

Das Ziel der Untersuchung hat die geothermische Wärmegewinnung im Fokus. Das bedeutet genau, dass künftig Häusersiedlungen, aber auch Industriegebäude mit Wärme aus dem Tiefenboden versorgt werden könnten.

„Das ist eine nachhaltige Alternative, beispielsweise zur Braunkohle“, erklärt Geologe Stephan Becker, der das Projekt gemeinsam mit dem Ingenieur Sebastian Mighali betreut. Diese Art der Tiefenwärme wird in den Niederlanden bereits genutzt. „Dort setzt man die Wärme beispielsweise für Gewächshäuser ein. Die Technik ist also schon vorhanden“, so Becker weiter. Doch wie gelangt die Wärme aus dem Unterboden an die Überfläche? Wichtig sind hierbei die Wasserströme, die durch die warmen Gesteinsschichten fließen. Eine Pumpe kann die Wärme absorbieren und an die Oberfläche befördern.

Die Bohrungen gehen in eine
Tiefe von rund 200 Metern

Der Geologische Dienst ist die zentrale Einrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen, die sich mit dem Gestein im Untergrund beschäftigt. Mit der aktuellen Kernbohrung werden vielerorts Proben entnommen. Das EU-geförderte Projekt wird auch in den Nachbarländern Belgien, Frankreich und den Niederlanden initiiert. Bereits die Vorbereitung für das aktuelle Vorhaben in Düssel hat rund ein Jahr in Anspruch genommen. „Wir mussten nach einem geeigneten Standort suchen, den wir in Wülfrath-Düssel gefunden haben“, erklärt Stephan Becker. „Im vergangenen Jahr haben wir eine ähnliche Bohrung in Heiligenhaus durchgeführt.“

Gebohrt werden rund 200 Meter in die Tiefe. An dieser Stelle befindet sich die Unterkarbonschicht beziehungsweise die Oberdevonschicht, die zwischen 320 und 360 Millionen Jahre alt ist. „Am Anfang haben wir nur wenige Meter am Tag geschafft, aktuell können wir rund 25 Meter täglich bohren“, erklärt Sebastian Mighali. Die Bohrkerne, die einen Durchmesser von rund sieben Zentimetern aufweisen, werden im Anschluss nach Krefeld überführt. „Dort können wir das Gestein genauer untersuchen und auch im Labor die Wärmeleitfähigkeit kontrollieren“, verrät Stephan Becker, der noch in diesem Jahr ein Vorergebnis fertigstellen möchte. „Die Laboruntersuchungen werden etwas länger dauern“, versichert er. Fest steht jedoch, dass auch die Stadt Wülfrath die Ergebnisse vorgelegt bekommen wird. Möglich wäre es also, dass das geplante Neubaugebiet auf dem Sportplatz Düssel künftig sogar mit Wärme aus dem Unterboden versorgt werden könnte. „Noch befinden wir uns aber ganz am Anfang der Untersuchungen und müssen erst einmal die Wärmequelle ausfindig machen, sollte es eine geben“, sagt Stephan Becker weiter.

Die Bohrung selbst führt übrigens eine englische Bohrfirma durch. Der Bohraufsatz, der mit künstlich hergestellten Diamantsplittern besetzt ist, schafft je nach Gesteinshärte bis zu 1500 Rotationen in der Minute. Die Bohrung soll noch bis Ende kommender Woche andauern. „Dann sollten wir die 200 Meter-Marke erreicht haben“, sind sich die beiden Verantwortlichen sicher. Auf Grund der Bodenstruktur bohrt der Bohrer in einem 60-Grad-Winkel und erreicht somit früher den notwendigen Schiefer mit den Kalk- und Sandsteinbänken. Übrigens: „Laut den geothermischen Tiefenstufen können wir drei Grad pro 100 Tiefenmetern gewinnen, sollte es ein Tiefenwärmevorkommen geben“, erklärt Sebastian Mighali abschließend.