Wülfrath: Der letzte Gottesdienst
Am Sonntag, Erntedank, fand der letzte Gottesdienst an der Kastanienallee statt, bevor das Gemeindezentrum Süd geschlossen wurde.
Wülfrath. Die Sonne fällt durch die Fenster des evangelischen Gemeindezentrums Süd, der Raum ist mit Sonnenblumen geschmückt. 3. Oktober - Erntedank. Doch zum Feiern ist beim Gottesdienst am Nachmittag des 3. Oktobers kaum jemandem zumute. Im Gegenteil. "Ein schwerer Tag für die Gemeinde", sagt Pfarrerin Isabell Berner.
Die Mitgliederzahlen der Gemeinde sind rückläufig, Konsequenzen müssen gezogen werden. Das Gemeindezentrum Süd an der Kastanienallee wurde entwidmet, zum Abschied ist der Raum vollbesetzt.
Das große Kreuz, Taufschale und Abendmahl-Utensilien sind nach dem letzten Gottesdienst am Sonntag in die evangelische Stadtkirche überführt worden. Dort werden die evangelischen Christen jetzt ihre Heimat finden. Wer wollte, begleitete die Gegenstände mit zum neuen Standort und nahm noch eine Tasse Kaffee ein.
Doch vielen stand nicht einmal danach der Sinn. Anke Birkenstock war acht Jahre lang Küsterin im Gemeindezentrum. Wie viele andere kann sie ihre Tränen nicht verbergen. Taufen, Konfirmationen, Trauerfeiern hat sie dort erlebt, ebenso wie Manfred Hoffmann. Der Bürgermeisterkandidat von 2009 verbindet viele persönliche Erinnerungen an das Gemeindezentrum.
"Die Gemeinde muss jetzt stark bleiben", sagt Pfarrerin Berner. Trotz Wut, Trauer und Furcht. "Die Veränderungen müssen verarbeitet werden", so die Pfarrerin, die gemeinsam mit Pfarrer Rolf Breitbarth, Wolfgang Duthe und Ingolf Kriegsmann den Gottesdienst hält. Presbyter Friedhelm Preußner spricht der Gemeinde Trost und Mut zu. "Die Mitgliederzahl der Gemeinde ist geschrumpft." Auch Rohdenhaus und Ellenbeek müssten geschlossen werden.
Der katholische Diakon Michael Antut kann nachvollziehen, wie der Gemeinde zumute ist. "Das Herz ist schwer. Aber es gibt auch Grund, Danke zu sagen".
Die Gemeinde hat mit dem Ausscheiden von Pfarrer Klaus Peter Rex im März schon einen Verlust erlitten. Damals, zum Abschlussgottesdienst am 21. März, war klar, dass das Zentrum geschlossen wird. "So vieles ist von hier ausgegangen", sagt ein Gemeindemitglied, das nicht genannt werden will.
"Passtor Rex war auch dem Seniorenkreis sehr verbunden. Vieles hat sich für uns verändert", sagt Erika Feldmann. Gemeinsam mit Tochter Anke Birkenstock transportiert sie den Sonnenblumenstrauß zur Stadtkirche. Dort wartet schon das dunkle Kreuz, das drei Presbyter zum neuen Standort getragen haben. Es soll im Nordschiff einen Ehrenplatz erhalten.