Wülfrath Zeittunnel entführt in acht Epochen

Wülfrath · Jetzt fand die letzte Führung der Saison im erdgeschichtlichen Museum statt. Das Angebot wird im Frühjahr fortgesetzt.

Boris Isfort führt zum letzten Mal vor der Winterpause durch den Zeittunnel.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Alle Augen sind auf den Stein gerichtet, den Boris Isfort in der Hand hält. „Er besteht aus Kalzit“, verrät er. „Kalzit ist farblos. Hier ist Graphit dabei. Daher erhält der Stein seine graublaue Färbung.“ Dieser Kalkstein ist vor 400 Millionen Jahren in dem großen Barriere-Korallenriff gewachsen, das sich damals vom heutigen Düsseldorf bis ins Sauerland zog. So beginnt am vergangenen Sonntag die letzte öffentliche Führung durch den „Zeittunnel“, der erst im Sommer mit neuen Inhalten wieder eröffnet wurde. „Der Stand der Wissenschaft verändert sich regelmäßig“, erklärt Boris Isfort, der bereits seit elf Jahren Besucher durch die Ausstellungen führt. Führungen durch das Wülfrather Museum anbietet. Die Schau wurde dem neusten Wissensstand angepasst, interaktive Bildschirme und neue Filme machen sie jetzt zu einem multimedialen Erlebnis.

4,56 Milliarden Jahre übertragen auf einen Kalender mit 365 Tagen

Boris Isfort nimmt die fünfzehn Besucher mit auf eine Zeitreise durch acht Erdzeitalter; verteilt auf 160 Meter. Zunächst wird ein Blick auf die gesamte Erdgeschichte geworfen, wunderbar anschaulich gemacht durch die Übertragung von 4,56 Milliarden Jahren auf ein Kalenderjahr. Demzufolge wären am 25. Februar die ersten Mikroorganismen entstanden, während der Homo Sapiens erst am Silvesterabend um 23.33 Uhr in Erscheinung tritt. „Es gibt uns also erst seit 27 Minuten“, stellt Isfort fest.

Dann geht es weit zurück, wo vor 400 Millionen Jahren das Zeitalter der Fische begann. „Das Meer in Wülfrath war schön warm“, erzählt Boris Isfort. Es war die Zeit, in der das große Korallenriff für den Massenkalk sorgte. Damals lag Wülfrath direkt an der Abbruchkante zur Tiefsee. 100 Millionen Jahre später im Karbon entstanden die karbonischen Alpen durch eine Überschiebung der Kontinentalplatten. In einer Nische ist Tonschiefer zu erkennen. „Das ist das Grundgestein des Rheinischen Schiefergebirges“, erklärt Isfort, „das ist der Grund, auf dem wir leben.“ Das Erdzeitalter Perm brachte einen großen Umbruch - Deutschland ist eine Wüste. Eine enorme Klimaerwärmung durch den Ausbruch von Vulkanen hervorgerufen, sorgte für das größte Massensterben der Weltgeschichte, bevor im Trias der Siegeszug der Dinosaurier und Fischsaurier begann.

Beim Betreten des Zeitalters Jura stoßen die Teilnehmer der Führung auf die Fußspuren eines Dinosauriers. Im Jura lag Deutschland zum größten Teil im Meer, und das Rheinische Schiefergebirge ragte als Festlandinsel aus dem Wasser. In der Kreidezeit entwickelten sich die ersten Blütenpflanzen. Doch dafür starben am Ende die Dinosaurier aus.

Im Tertiär traten Mischwälder auf, die Säugetiere entfalteten sich. Und dann ist die Führung im Quartär angelangt, das vor zwei Millionen Jahren seinen Anfang nahm, die Erdneuzeit. „Es war sehr interessant“, sagt Gertrud Brüggemann, die sich freut, die letzte Führung vor der Winterpause noch mitgemacht zu haben.