Wülfrath Aktionstag führt Familien im Wald an ihre Grenzen

Wülfrath. · Die Teilnehmer erhielten einen Einblick in unterschiedliche Strategien für das Überleben in der freien Natur.

Falkner Martin Schneider erläuterte Samantha und ihrer Mutter, wie ein Greifvogel seinen Platz auf einem Schutzhandschuh findet.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Die Luft ist feucht und kühl unter dem weiten grünen Blätterdach der Bäume. Eine ganze Gruppe Erwachsener und Kinder trägt dicke Äste zusammen, um daraus Hütten zu bauen. Martin Schneider vom Rheinischen Waldpädagogium gibt die nötigen Anweisungen, ist mit hilfreichen Tipps zur Stelle und beantwortet alle anfallenden Fragen. Zuerst hat er ein kleines Modell aus Ästen aufgebaut, um zu demonstrieren, wie die Schutzhütte am Ende aussehen soll. „Sie muss nicht höher sein als so“, sagt er und zeigt etwa eine Höhe von 90 Zentimetern an.

Insgesamt acht Familien nehmen an diesem Aktionstag am vergangenen Samstag im Wald teil, der unter dem Motto „Überleben beGreifen“ steht. Organisiert wird er vom Caritas Kinder- und Familienzentrum Arche Noah und durchgeführt von Mitarbeitern des Rheinischen Waldpädagogiums. „Wir sind ein Familienzentrum“, erklärt Erzieherin Johanna Niederdorf, „deshalb finden zu verschiedenen Themen Bildungsangebote statt. Heute geht es um das Thema Wald und Bewegung.“

Diese Angebote sind kostenlos, damit auch wirklich alle Familien die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. „So ein Aktionstag ist auch eine gute Gelegenheit, um mit den Kindern und Familien in Kontakt zu kommen“, sagt Niederdorf.

Natürlich muss zunächst einmal geklärt werden, was denn nun zum Überleben im Wald notwendig ist. Schnell werden sich alle einig, dass unter den Begriffen „Schutz“, „Nahrung“ und „Wärme“ alles zusammengefasst ist. Das Erste, was getan werden sollte, ist der Bau einer Hütte, die vor Regen, Wind und Gewitter schützt. Eifrig wird gebaut und am Ende sorgfältig mit Blättern abgedeckt. Danach gilt es, Nahrung und Wasser zu finden. Martin Schneider kennt essbare Kräuter, wie Brennnesseln, Löwenzahn und Knoblauchrauke. „Im Frühling kann man auch die Blätter des Weißdornes essen“, erzählt er.

Nachdem nun die Familien einen Einblick in die Überlebensstrategien erhalten haben, werden sie in die Tierwelt eingewiesen. Dafür hat das Rheinische Waldpädagogium verschiedene Greifvögel mitgebracht. „Die bewegen sich möglichst wenig“, erklärt Martin Schneider. „Das Wichtigste für die Greifvögel ist das Essen.“ Die Eltern und ihre Kinder bestaunen die Vögel – Falke, Habicht und Eule – die mit ihren scharfen Augen kleinste Beutetiere erspähen können. „Wir sind zu wenig im Wald unterwegs“, gibt Daniel Paschütte zu, der mit seinen beiden Töchtern dabei ist. „Mit diesem Tag möchte ich den Kindern die Natur nahe bringen.“

Ein wichtiger Vorsatz, wie auch Martin Schneider weiß: „Heutzutage sind Tablets wichtig, aber genauso wichtig ist es, sich im Wald zurecht zu finden.“ Dabei kommt es ihm nicht unbedingt darauf an, dass die Kinder die Namen der Kräuter, Bäume und Tiere lernen. „Es ist wichtig, dass sie die Zusammenhänge erkennen“, sagt er. Außerdem hat er die Erfahrung gemacht: „Ich kann mir den Namen der Pflanze besser merken, wenn ich etwas über sie weiß.“

(sue)