Wülfrath: Kostbare Verschluss-Sache
Umwelt: Maricka Kehl lässt sogar den Wein in Burgund zurück, um die Korken zu retten: Die Wülfratherin unterstützt mit großer Sammelleidenschaft die Korkaktion des BUND.
Wülfrath. Da stehen sie in der Garageneinfahrt der Familie Fenko: sechs große Säcke, prall gefüllt mit Flaschenkorken aus dem französischen Burgund. 750 Kilometer haben sie zurückgelegt, mitgebracht wurden sie von Maricka Kehl. "Normalerweise lagern wir die Korken immer in der Garage. Aber diesmal wurde es zu viel", sagt Ilona Fenko, die Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe, lachend. Seit 20 Jahren sammelt der Bund in Wülfrath Naturkorken, die später recycelt werden. Solange sind auch schon Maricka Kehl und Ilona Fenko dabei. Und ihr Sammlernetzwerk wird immer größer.
Rund 50 Menschen aus dem Bekanntenkreis bringen den beiden Rentnerinnen Flaschenverschlüsse mit. "Mittlerweile kriege ich sogar Korken aus Kanada", sagt Maricka Kehl. Eine Freundin von ihr rettete in einer kanadischen Bar einen Flaschenkorken und erzählte den verdutzten Kanadiern von der Umweltaktion. Die Einheimischen gaben der Freundin bei der Abreise viele kleine Tütchen mit den holzigen Zylindern mit, die so gerade eben in die Koffer passten.
Maricka Kehl kennt diese Probleme mit dem Reisegepäck. Sie fährt jährlich nach Puligny in Burgund. Ihre französischen Freunde wissen Bescheid und sammeln das ganze Jahr über für sie. In der Weinregion Burgund ist eine Menge zu holen - bei ihrer diesjährigen Reise verzichtete sie sogar darauf, ihren Lieblingswein nach Hause mitzubringen. "Der Wagen war voll mit Korken, da ging nichts mehr rein", sagt sie lachend.
Alles begann mit einer Initiative des BUND Deutschland. Da Kork aus der Rinde der Korkeiche gewonnen wird, diese aber Jahre braucht, um nachzuwachsen, ist echter Kork ein seltener Rohstoff. Viele Menschen würden sich darum nicht kümmern, bedauert Ilona Fenko das mangelnde Umweltbewusstsein. "Wir haben aber keine zweite Welt in der Tasche, die wir gegen unsere eintauschen können, wenn sie kaputt ist", sagt auch Maricka Kehl. Dabei würde es sich in der heutigen Wegwerfgesellschaft schon lohnen, auch auf kleine Dinge zu achten.
Deshalb sammelt der BUND Wülfrath mit seinen 25 Mitgliedern die Korken, die letztendlich in Köln in einer Firma mit Langzeitarbeitslosen unter anderem zu natürlichen Dämmstoffen verarbeitet werden. "Die Idee fand ich gut, da habe ich auch angefangen", sagt Maricka Kehl, die deshalb schmunzelnd sagt, sie habe Ilona Fenko durch die Korken kennengelernt.
Für die beiden Frauen ist das Sammeln der Flaschenstopfen mittlerweile ganz normal. "Wo wir einen Korken sehen, nehmen wir ihn mit. Das haben wir verinnerlicht", sagt Ilona Fenko. Wie viele Korken sie in ihrem Leben vor dem Müll gerettet haben, wissen sie nicht. "Sicherlich mehrere Tausend", schätzt Ilona Fenko. Denn weit über 20 Müllsäcke bringt ihr Mann Hans-Joachim jährlich zur Deponie Hammerstein. Und es geht weiter: "Auch in der Bretagne wartet schon ein Sack zur Abholung", sagt Maricka Kehl.