Wülfrath Nachfolger für „Evi’s Pub“ gesucht
Wülfrath · Gastronomin Evi Gebauer muss die Wülfrather Kultkneipe Ende Juni aus gesundheitlichen Gründen schließen.
Das Pub – es ist ihr Lebenswerk, ihr „Baby“, ihr zweites Zuhause. Hier hat sie Jahr für Jahr, Tag für Tag, ihre ganze Liebe investiert, ihre Kreativität ausgelebt, Menschen zugehört, Veranstaltungen geplant. Dass das alles sehr bald Vergangenheit sein wird, das macht „Evi“ schwer zu schaffen. Immer wieder kämpft sie mit den Tränen, dreht sich weg, lenkt sich ab, indem sie über den Tresen wischt, einen Kaffee macht. „Als wir das ehemalige Billardbistro 2007 übernommen haben, da hat niemand an uns geglaubt, niemand. Alle haben gesagt, ach das wird doch nichts, aber wir haben es allen bewiesen, es war einfach eine unglaublich schöne Zeit“, erzählt Evi mit leiser Stimme. Immer wieder sucht sie den Blickkontakt zu ihrem Lebensgefährten. „Nicht wahr, Wolle?“
Mit viel Liebe zum Detail hat Evi sich ihr ganz eigenes kultiges Werk geschaffen. Die Gastronomie im Untergeschoss der Wilhelmstraße 185 strahlt Gemütlichkeit aus, Holztische wechseln mit 50er-Jahre-Sitzgruppen, die Kronleuchter an der Decke strahlen warm-weißes Licht ab, Figuren und Wandbilder sorgen für ein heimeliges Gefühl. Im hinteren Bereich der rund 200 Quadratmeter großen Fläche steht ein Billardtisch. Mehrere Dartscheiben und unzählige Pokale zeugen davon, dass sich hier nach wie vor regelmäßig der E-Dart-Club „Dart-for-fun“ trifft, Turniere veranstaltet. „Jeder kann her kommen und mitspielen“, erklärt die Gastronomin, „nicht nur Vereinsmitglieder. Und so haben wir es immer gehandhabt, bei uns war und ist jeder Mensch willkommen. Ich liebe den Kontakt zu Menschen und das haben wohl auch viele gespürt.“
Für die Wülfrather Stammgäste ist Evi mehr als eine vertraute Person, die weiß, wer wann wie oft das leere gegen ein volles Glas getauscht haben möchte. „Sie ist immer allen fröhlich begegnet, sie hört zu, sie tröstet, sie freut sich mit, sie gibt Tips und Ratschläge“, schwärmt Wolle von seiner Partnerin. „Manch einer mag das schon mal in den falschen Hals bekommen und sich vielleicht in sie verguckt haben“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Evi lacht, ergänzt: „Da habe ich dann aber gleich klar gemacht, dass es nur einen für mich gibt.“
Die geborene Nevigeserin hat die Menschen kommen und gehen gesehen, hat erste Fußstapfen ins Erwachsenwerden begleitet, alle wichtigen Lebensereignisse ihrer Stammgäste, „ihrer Familie“, hautnah mitverfolgt, sich mit gefreut und mit getrauert. „Wir haben hier unzählige emotionale Momente erlebt. Ein junges Paar hat sich hier kennengelernt und hier dann auch seine Hochzeit gefeiert, ein verstorbener Gast hatte sich gewünscht, seine Trauerfeier hier auszurichten“, erinnert sich Evi und schluckt. Die Trennung von ihrer „zweiten Heimat“ geht ihr ganz offensichtlich sehr nahe. „ Darüber hinaus haben wir hier ja auch regelmäßig Konzerte veranstaltet und seit einigen Jahren einen Poetry Slam Contest ausgetragen. Die Leute haben es immer geliebt.“
Bislang hat sich niemand gefunden, der die Kultgastronomie übernehmen möchte. Für Evi bedeutet das, die gesamte Inneneinrichtung bis auf den großen Tresen zu verkaufen. „Ich möchte nur ganz wenig als Erinnerung mit nach Hause nehmen“, erklärt sie, „es startet dann ein neuer Lebensabschnitt. Ein Leben mit Haus und Garten im Grünen und hoffentlich auch wieder mit Hund.“ Für Wülfraths Kulturszene ist die Schließung des Pubs ein herber Verlust. Einen kleinen Trost gibt es allerdings: der Verein WüRG wird die Poetry-Slam-Veranstaltungen künftig auf seiner Bühne ausrichten.