Wülfrath Praxen sind geöffnet und machen dennoch Verlust

Wülfrath · . (taba) Obwohl Physiopraxen in der Corona-Krise ihren Betrieb nicht einstellen mussten, verzeichnete diese Berufsgruppe trotzdem hohe Verluste. „150 Absagen haben wir in den ersten Wochen erhalten“, berichtet Kerstin Leppich-Vienke von der Physiopraxis Vierjahreszeiten.

Viele Patienten sagen ihre Behandlungen ab.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Das Verständnis für die Sorge ihrer Patienten ist groß, die Frage nach einer bedrohten Existenz trotzdem Thema. „Unsere Patienten bekommen daher eine 1:1-Betreuung auf Rezept. Es wartet niemand mehr im Wartebereich, sondern wird sofort in die Behandlungsräume geschleust“, erklärt Leppich-Vienke. Neun Mitarbeiter hat sie, sechs davon sind in der Therapie tätig. In Kurzarbeit musste niemand geschickt werden. „Und ich bin mir auch sicher, dass wir diese Krise überwinden“, sagt die Inhaberin.

Die genauen Verlustzahlen liegen der Praxis noch nicht vor. „Die Gelder von den Krankenkassen, mit denen wir abrechnen, kommen immer sechs bis acht Wochen später. Erst dann werden wir merken, wieviel Verlust wir wirklich verbuchen müssen.“ Die Maskendiskussion war im Team der Praxis ein großes Thema. „Einfach ist es nicht, den ganzen Tag unter der Maske zu arbeiten“, erklärt Leppich-Vienke. Auf Wunsch werden diese Sicherheitsstandards aber eingehalten, ebenso wie die Bereitstellung von ausreichend Desinfektionsmittel.“

Das Kursangebot macht ein Drittel der Einnahmen aus

In der Physiopraxis von Alexandra Eickenbrock sieht es ähnlich aus. „In den ersten Wochen hatten wir rund 70 Prozent Terminabsagen. Plötzlich war der Kalender leer“, so die Therapeutin. Kurzerhand entschloss sie sich, in den Ferien zwei Wochen zu schließen. „Unser Leistungsspektrum ist breit gestreut. Wir bieten auch Kurse an, die natürlich nicht stattfinden durften. Erst langsam läuft dieses Angebot seit Montag wieder an. Das macht ein Drittel unserer Einnahmen aus“, sagt Eickenbrock, die acht Mitarbeiter hat. Einen Behandlungsraum hat die Inhaberin in den Ferien zum Warteraum mit vier Sitzplätzen umgebaut. Termine werden nur mit ausreichend zeitlichem Puffer vergeben, den Empfang ziert ein Spuckschutz.

„Ich habe den Urlaub genutzt und in der Praxis einige Neuerungen umgesetzt“, berichtet die Inhaberin, die im Bekanntenkreis etliche Gesichtsmasken nähen ließ. „Auf Wunsch bekommt jeder Patient eine Maske, die meisten kommen aber bereits mit der eigenen Maske.“ Auch kann bei Bedarf mit Handschuhen gearbeitet werden. Eine Pflicht ist das allerdings nicht. „Wir haben in jedem Raum Desinfektionsmittel und reinigen die Behandlungsräume nach jeder Behandlung.“ Um das Patientenaufkommen zu verringern, arbeiten die Therapeuten zu versetzten Zeiten. Wie hoch die finanziellen Verluste ausfallen, kann auch Eickenbrock noch nicht mit Gewissheit sagen. „Ich habe zum Glück ein finanzielles Polster und werde mit einem Schrecken davonkommen. Die Sorge, dass wir die Praxis schließen müssen, weil sich beispielsweise ein Mitarbeiter ansteckt, ist aber groß. Und dann wird es auch bei uns eng.“