Wülfrath: Religionsstunde mit Marc Chagall
Wer sich mit Chagalls Drucken beschäftigt, erfährt viel übers Alte Testament.
Wülfrath. Ein komischer Engel ist das, den der alte Marc Chagall da gemalt hat: In weitem Bogen krümmt er sich durchs Bild, er hat dicke, nackte Schenkel und trägt auch sonst nichts, außer den Engelsflügeln und etwas in der Hand. Was das wohl ist?
"Eine Seite aus der Bibel", sagt jemand aus der Gruppe der Dritt- und Viertklässler, die vor dem ersten Bild in der Chagall-Ausstellung der Arche Noah steht. "Sehr gut, das könnte sein", lobt Hilde Heitger-Benke. Die Kunsthistorikerin hat gerade damit begonnen, den Parkschülern die Bilder näher zu bringen.
Das tut sie nicht nur theoretisch. "Probiert mal, euch so hinzustellen wie der Engel", sagt sie - und löst abenteuerlichste Verrenkungen aus. Das macht den Parkschülern Spaß und motiviert sie, auch vor den nächsten Bildern aufmerksam zu bleiben.
Da ist der schlafende David. Moment mal, schläft er denn? "Er spielt doch mit seiner Königskette", gibt Heitger-Benke als Hinweis. "Er ist traurig", vermuten die Schüler ganz richtig - und erfahren, dass David um Absalom trauert, und wegen des geplanten Verrats. "Was ist schlimmer: Seinen Sohn zu verlieren, oder zu erfahren, dass er einen umbringen wollte?", will die Expertin wissen. Doch ihre Zuhörer treiben ganz andere Fragen um: "Wie kann man sich an einem Baum verfangen?", wundert sich Paul (9).
Beim Brudermord von Kain und Abel überlegen die Kinder, wie sich das Drama hätte verhindern lassen. Und denken sogar noch weiter: "Wie können Adam und Eva die ersten Menschen sein, wenn sie nur zwei Jungen hatten?" Am Ende haben die Schüler ein wenig über Chagall erfahren, manches über das Leben und viel über das Alte Testament.
Für alle Altersgruppen gedacht ist eine Führung, die Hildegard Heitger-Benke am Sonntag ab 14.30 Uhr anbietet. Eintritt und Führung sind kostenlos.