Wülfrath: Risse verschraubt und verklebt

Experte stellte in den sieben Trägern des Daches auf 420 Metern Schäden fest. Bei Schneefall wäre die Halle gesperrt worden. 55 000 Euro musste die Stadt investieren.

<strong>Wülfrath. Das Gerüst wackelt. Mit Bohrer und Staubsauger stehen zwei Handwerker in luftiger Höhe direkt unter dem tonnenschweren Leimbinder - den zusammengeleimten Trägern. Zentimeter um Zentimeter frisst sich der Bohrer ins Holz. Danach drehen die beiden eine rund 1,50 Meter lange Schraube ins Gehölz. 63 dieser Mega-Schrauben müssen in die sieben Träger gedreht werden, die das Dach der großen Sporthalle in der Fliethe tragen. Gestern wurden die Arbeiten dort abgeschlossen. Ab Montag kann in der Halle wieder trainiert werden. Rund 55 000 Euro musste die Stadt in die Sanierung der Leimbinder investieren. Eine unumgängliche Investition: Ein Gutachter hatte eine Einsturzgefahr nicht ausschließen können.

Düsseldorfer Gutachter stellte das Schadensausmaß fest

2006 stürzte in Bad Reichenhall das Dach einer Eissporthalle ein, begrub viele Menschen unter sich. Bundesweit schreckte dieses Unglück auf und lenkte die Aufmerksamkeit auf die Hallen, deren Dächer von Leimbindern getragen werden. Auch in Wülfrath. "Wir hatten damals dann kleine Risse entdeckt", sagt Schulverwaltungs- und Sportamtsleiter Dietmar Ruda im Gespräch mit der WZ. Die Stadt beauftragte schließlich einen Düsseldorfer Gutachter, der sich das Ausmaß der Schäden genauer angeschaut hat. Dieser stellte fest, dass diese Risse "arbeiteten" und größer wurden. "Da mussten wir handeln", sagt Ruda. Die Notwendigkeit der Sanierung aus Gründen der Verkehrssicherung war gegeben, "wenn auch keine akute Gefährdung vorlag". Hätte im vergangenen Winter allerdings Schnee auf der Sportarena gelegen, "hätten wir das Dach vom Schnee befreien oder die Halle schließen müssen", so Ruda klipp und klar. Und er fügt erleichtert hinzu: "Gott sei dank hat es nicht geschneit."

"Ertüchtigung" für die 32 Meter langen Leimbinder

In Niederkrüchten hat die Stadt ein Unternehmen gefunden, das die so genannte "Ertüchtigung" der sieben Leimbinder durchführen kann. "In jedem dieser Träger wurden im Schnitt 60 Meter Risse festgestellt, das heißt insgesamt 420 Meter Risse", rechnet Ruda vor. Mit einem Epoxyd-Harz wurden die Risse ausgeschäumt und anschließend mit dem 1,50-Meter-Schrauben verschraubt. In fünf bis sechs Jahren soll die Arbeit intensiv kontrolliert werden: Hält diese Lösung? 32 Meter Spannbreite haben die Leimbinder in der oberen Halle. 22 Meter sind sie in der unteren Halle lang - dort fehlen die Tribünen. "Die Vermutung liegt nahe, dass die Schäden konstruktionsbedingt sind und mit der größeren Spannbreite zusammenhängen", mutmaßt Ruda. Der Erbauer der Halle ist nicht mehr "greifbar": Philip Holzmann hat sie 1991 errichtet.

Sporthallen

Ferienbetrieb Nur die Sporthalle in der Fliethe wird in den Sommerferien geöffnet - in der zweiten Hälfte. Alle anderen bleiben geschlossen - auch um Betriebskosten zu senken. Allein für die Halle Zur Fliethe fallen 90 000 Euro pro Jahr an. Die Stadt strebt für 2008 eine Verabredung mit den Vereinen an, wonach die Hallen in den Ferien dann genutzt werden können, wenn im Gegenzug eine Kostenbeteiligung erfolgt. "Wir sind an dem Punkt angekommen, dass wir nicht alles umsonst anbieten können", begründet Dietmar Ruda (Sportamt).

Sanierung Neben der Halle Fliethe führt die Stadt in diesen Ferien nur Instandsetzungen in der Turnhalle Gymnasium durch.