Wülfrath: So war das Leben in früherer Zeit
Beim Museumstag im Niederbergmuseum lebt das alte Handwerk wieder auf.
Wülfrath. "Bitte nicht stören!" So warnt ein Schild davor, den Vorhang zur Seite zu schieben. Dahinter lauert der Fuchs, aber auch ein Pferd und sieben Raben machen mit. Kinder sitzen auf dem Boden und lauschen der Märchenstunde von Maria Bünger, die mit ihrem Kopftuch wie eine perfekte Märchenerzählerin aussieht.
Märchen und andere Bücher, sowie das Papier aus dem diese gemacht werden, waren Themen beim Museumsfest im Niederbergischen Museum. "Die Kinder wollten immer mehr und längere Märchen hören", erzählt Maria Bünger, nach dem Schlusssatz "Und wenn sie nicht gestorben sind..". "Es wird oft behauptet, Märchen wären nicht mehr interessant, aber die Kinder kannten alle Märchen, die ich auch kenne," so Maria Bürger.
Das Museumsfest ein guter Tag für Bücherwürmer aller Art. "Wir pflegen schon seit geraumer Zeit ein gutes Verhältnis zum Museum", sagt Andrea Pabst, Vorsitzende des Fördervereins der Medienwelt, der einen Bücherflohmarkt veranstaltet.
Im Nebenraum sehen die ausliegenden Bücher ein wenig anders aus und sind um einiges älter. "Das ist ein Gesangbuch von 1894", sagt Michael Rönsberg und hält ein arg mitgenommenes Exemplar hoch.
Rönsberg ist Buchbindermeister und stellt sich, seine Zunft und seine Arbeit vor. "Zuerst löst man den kaputten Einband ab. Dieser wird dann restauriert und wieder aufgebracht", so Rönsberg. "Die Technik ist seit dem Mittelalter perfektioniert und wurde kaum verändert. Es ist mir wichtig, in Zeiten des Computers zu zeigen, dass diese alte Kunst noch existiert", sagt er.
"Der Beitrag des Buchbindermeisters habe am Anfang gestanden. Alle anderen Angebote zum Thema Papier sind danach dazugekommen", sagt Christa Hoffmann, Geschäftsführerin des Niederbergischen Museums. "Ich freue mich über die positive Resonanz der Veranstaltung. Das wäre ohne die Mitarbeit von Trägerverein, Kinderschutzbund und Medienwelt so nicht möglich gewesen", sagt sie. Hoffmann lobt besonders die 38 ehrenamtlichen Kräfte, die das Museum regelmäßig unterstützen.
Eine davon ist Ingrid Kliemann. Inmitten von Kleber, Folien und anderen Bastelutensilien hilft sie beim Basteln von Weihnachtstüten: "Es ist mir wichtig, dass das Museum eben kein verstaubter, sondern ein lebendiger Ort ist. Und hier herrscht auf jeden Fall Leben." David (5) klebt indes Papiersterne aufeinander. Wem er die Tüte schenken will, weiß er auch schon. Im Obergeschoss des Museums versammeln sich währenddessen viele Besucher im Apothekenzimmer.
"Wir stellen Eucerin cum aqua her, eine Grundsalbe, die noch heute häufig verwendet wird", erläutern Ilona und Peter Wiedermeyer. Basis der Emulsion ist Wollwachs, das heutzutage synthetisch vorliegt, früher jedoch bei der Schafschur abfiel.
Nebenan machen Emily (9) und Leni (6) eine Zeitreise ganz anderer Art. An einem echten Webstuhl lernen sie, wie man Stoffe herstellt. Eher was für Mutige ist der große Bücherwurm, der sich durchs Museum schlängelt, und von Kindern erkundet werden kann. "Es war dunkel da drin," sagt Luna (7). Sie war schon häufiger im Museum, besonders gefällt ihr, dass es immer etwas Neues zu entdecken gibt.