Wülfrath Bürger fürchten neuen Lockdown
Wülfrath · WZ-Umfrage in der Stadt zur Lage in der Corona-Pandemie.
. Die Zahl der Corona-Infizierten nimmt seit Tagen rasant zu. Schon längst zählt der Kreis Mettmann zum Risikogebiet und reiht sich in die lange Liste der Regionen ein, die seit Tagen über einem Inzidenz-Wert von 50 liegen. Bund und Länder haben sich in der vergangenen Woche für neue Verordnungen ausgesprochen, die in der Bürgerschaft allerdings nicht immer gut aufgenommen werden.
Die Wülfratherin Ilka Römer wünscht sich beispielsweise, dass zusätzlich engmaschige Kontrollen initiiert werden. „Denn kaum jemand hält sich an die Regeln, weshalb wir überhaupt erst in dieser Situation gelandet sind“, ist sich Ilka Römer sicher. Sie selbst erlebt im Öffentlichen Personennahverkehr noch immer Fahrgäste, die ihre Maske entweder gar nicht oder unterhalb der Nase sitzen haben. „Solange niemand kontrolliert, wird sich daran auch nichts ändern“, lautet ihr Fazit.
Ihre Tochter Mirijam sieht das ähnlich. „Immer wird auf die jungen Menschen geschimpft. Dabei sind es auch oft die älteren Mitbürger, die gedankenlos mit den Verordnungen umgehen“, sagt die 18-Jährige. Ihr Wunsch: „Es sollte ein einheitliches Leitbild geben, an das sich alle Leute halten können. Übergreifend in allen Bundesländern. Mitunter sind die Verordnungen widersprüchlich und man verhält sich unwissend falsch.“
Eine Aussage, die auch Jessica Kelka vom Wülfrather Nagelstudio an der Wilhelmstraße nur bestätigen kann. „Jeden Tag bekommen wir neue Informationen und man weiß langsam schon gar nicht mehr, woran wir uns halten sollen. Wir benötigen eine klare Marschrichtung.“ Als Dienstleisterin ist es auch der wirtschaftliche Aspekt, der bei ihren Überlegungen mitschwingt. „Sorge vor einem zweiten Lockdown habe ich eigentlich nicht, wir halten uns sehr strukturiert an unser Hygienekonzept“, erklärt die Nageldesignerin, die hinter einer Schutzscheibe arbeitet.
Kollegin Elfi Henning sieht das anders. „Ich vermute ganz stark, dass wir auf einen zweiten Lockdown zusteuern. Die Zahlen sprechen dafür“, so ihre Einschätzung, die sie ebenfalls von der Unachtsamkeit einzelner Personen ableitet. „An der Supermarktkasse wird mir in den Nacken geatmet, die Leute halten keinen Abstand und überhaupt sind die Menschen unvorsichtiger geworden“, resümiert Elfi Henning, die sich mehr Rücksichtnahme wünscht. „Denn deren Unachtsamkeit bedroht die Existenz zahlreicher Dienstleister, Einzelhändler und Gastronomen.“
Für die Freundinnen Ursula Schönekerl und Petra Schindler ist es ganz selbstverständlich, sich an die Hygieneverordnungen zu halten. „Wir würden auch im öffentlichen Raum eine Maske tragen“, versichern die Damen. Sie sehen Wülfrath ebenfalls auf einen zweiten Lockdown zusteuern. „Die Leute sind müde geworden, sich an die Verordnungen zu halten. Sie wollen ihre sozialen Kontakte pflegen und sich treffen“, so Ursula Schönekerl, die dafür jedoch wenig Verständnis aufbringt. „Es sind oft die privaten Feierlichkeiten, aus deren Mitte ein Corona-Herd entsteht. Man sollte in der aktuellen Zeit darauf einfach mal verzichten.“
Dass unweigerlich auch die Wirtschaft unter den steigenden Zahlen leiden wird, finden die beiden Damen schrecklich. „Die Gastronomie hat schon wieder verschärfte Auflagen bekommen und viele werden einen zweiten Lockdwon sicher nicht überleben“, ist sich Petra Schindler sicher. Ob ein Lockdwon nochmals solche Auswirkungen auf sämtliche Wirtschaftszweige hat, glauben die Freundinnen allerdings nicht. „Die Unternehmen haben gelernt, dass es sich auch im Homeoffice mitunter gut arbeiten lässt. Auf dieses Wissen kann zurückgegriffen werden.“
Tanja Graupner vom Laden „Lieblichedeko“ an der Schwanenstraße kann nicht im Homeoffice arbeiten. „Aber ich kann in meinem Laden Pakete packen und diese per Post versenden. So habe ich es in der ersten Lockdownphase auch gehandhabt“, verrät sie optimistisch. Eine zweite Komplettschließung wäre für die Einzelhändlerin also nicht existenzbedrohend. „Schön ist diese Vorstellung aber trotzdem nicht“, gibt Tanja Graupner wieder. Sie selbst hat in ihrem Laden schon „so einiges“ erlebt. „Die Menschen kommen zum Teil ohne Maske rein, desinfizieren sich nicht die Hände und verhalten sich auch ansonsten nicht vorsichtig“, berichtet sie.
Eigentlich dürften sieben Personen gleichzeitig in ihrem Laden Platz finden. Sie selbst hat die Beschränkungen verschärft und lässt nur maximal drei Kunden gleichzeitig eintreten. „Wir müssen alle gemeinsam durch diese Zeit und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass sich niemand ansteckt“, sagt Tanja Graupner. Mit Schrecken denkt sie an die März-Bilder zurück, ruft sich die Berichte aus Italien und Spanien immer wieder in Erinnerung. „Ich habe große Sorge, dass uns sowas noch einmal blüht.“