Zwei Schafe erobern Herz und Haus

Als die Familie Schoenmakers ein Schaf adoptierte, rechnete sie nicht mit Nachwuchs. Schon gar nicht mit so viel Familienanschluss.

Foto: Achim Blazy

Wülfrath. Für die Schoenmakers ist er so etwas wie ein Kuckuckskind. Quasi „mitgekauft“ mit Mutter Clara. Noch dazu hatte sich der kleine Mike einen ziemlich ungünstigen Geburtstermin ausgesucht. Im Kalender stand für diesen Tag im Juli eigentlich ein Kindergeburtstag. Zu allem Überfluss wurde Jennifer Schoenmakers auch noch krank. Und die Familie wollte kurz darauf in den Urlaub fahren. Dann kam Mike — und alles um ihn herum stand plötzlich Kopf.

„Clara hat ihn nicht trinken lassen“, erinnert sich Jennifer Schoenmakers an den Augenblick, als eine Entscheidung getroffen werden musste: Der kleine Schafbock zog im Wohnzimmer ein. Und mit ihm Clara, die als Erstgebärende nicht so recht wusste, was mit so einem kleinen Wollknäuel zu tun ist. Zwischen Wohnzimmertisch und Fernseher drehte sich fortan alles um die beiden Ouessantschafe. Alle drei Stunden gab’s für Mike frische Milch aus der Flasche. Derweil wurde Clara auf den Rücken gedreht, um dem kleinen Kerl ans Euter zu helfen. Mittlerweile stand der Familienurlaub ins Haus und eigentlich hätten die Schoenmakers nicht fahren können. Das wiederum rief die Nachbarn auf den Plan. Den Wecker stellen und alle drei Stunden eine zottelige Schafdame auf den Rücken drehen? Kein Problem! Für Mike und Mutter Clara ging das Überlebensprogramm also im Garten der Nachbarn weiter — und offenbar haben beide durchaus Gefallen gefunden an so viel Komfort. Obwohl der kleine Bock längst aus dem Wohnzimmer in den Stall umgezogen ist, büchst er hin und wieder in den Nachbargarten aus. Mutter Clara ist etwas eigensinnig geworden. „Sie macht jetzt ständig ihr eigenes Ding“, wundert sich Jennifer Schoenmakers über die Allüren der Schafdame. So eine Mutterschaft kann einem offenbar ganz schön zu Kopf steigen.

Wer die Schoenmakers auf ihrem Schapaka-Hof in Unterdüssel besucht, bekommt übrigens so einiges geboten. Der trödelnde Marti, der aufmerksame Bob und der schüchterne Paul gehören zur Alpaka-Herde, die zusammen mit den Ouessantschafen auf der Weide stehen. Wer Lust hat, kann mit den Herrschaften spazieren gehen. Der kleine Mike muss die Herde übrigens bald verlassen. Denn mit Henry gibt es schon einen gehörnten Mann im Haus. Der hat seine fünf Mädels immer im Blick und hält von einer offenen Fünferbeziehung offenbar recht wenig.