Birkenhof: Kündigungen zum Aschermittwoch
Betrieb im Viersener Fleischwerk ist bereits eingestellt.
Viersen. Wenn Uwe Jansen in diesen Tagen zur Arbeit geht, herrscht gespenstische Stille. „Die Produktion ist eingestellt. Keiner ist mehr da. Man sieht sich nicht mehr“, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Fleischwerks Birkenhof. Am Donnerstag und Freitag werden rund 70 der 80 Mitarbeiter zur Ernst-Moritz-Arndt-Straße kommen, um ihre betriebsbedingte Kündigung abzuholen. Etwa zehn Mitarbeiter gehen in die Transfergesellschaft.
Zu Edeka selbst wechselt laut Betriebsrat niemand. „Jeder hat ein Jobangebot erhalten, aber die Stellen waren in Niedersachsen und Hamburg. Bei mir war es eine Stelle in Sachsen-Anhalt“, erzählt Jansen. Edeka habe auch wie vereinbart 25 Prozent „zumutbare“ Arbeitsplätze in Essen angeboten, aber auch das habe niemand in Anspruch genommen. Viele Birkenhof-Mitarbeiter sind Anfang 50 und oft schon seit Jahrzehnten in dem Viersener Fleischwerk tätig.
Das Aus für das Viersener Fleischwerk mit seinen rund 80 Mitarbeitern ist seit Sommer 2016 beschlossene Sache. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hatte zugestimmt. Birkenhof war eine Tochter von Kaiser’s Tengelmann mit drei Fleischwerken in Deutschland und belieferte die rund 450-Kaiser’s-Supermärkte. Zum 1. Januar dieses Jahres übernahm Edeka die Fleischwerke. Der Viersener Standort war als einziger im Übernahmepoker von Kaiser’s Tengelmann geopfert worden.
Ende Januar hatte der Birkenhof-Betriebsrat mit Edeka den Sozialplan verhandelt. „Wir standen unter Druck, dass wir zur Einigungsstelle müssen, wenn wir kein Ergebnis erzielen. Aber wir haben das Beste daraus gemacht. Was wir erreicht haben, geht über den Sozialtarifplan hinaus“, sagt Jansen. Die Abfindung fällt für alle Mitarbeiter nun höher aus. „Für diejenigen, die in die Transfergesellschaft gehen, ist die Abfindung geringer. Aber sie müssen nicht — wie erst geplant — die Hälfte ihrer Abfindung als Eintrittsgeld in die Transfergesellschaft zahlen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Zudem habe man für Kollegen mit Schwerbehinderung und steuerpflichtigem Kind eine Erhöhung der Extra-Zahlung um 500 Euro erwirkt. „Der Betriebsrat hat den Sozialplan entscheidend verbessert“, sagt Gernot Mühge. Der Arbeitsmarktforscher und Experte hat die Verhandlungen zwischen Birkenhof und Edeka begleitet. saja