40 Tonnen voller Technik
Schwere Lieferung für die Stadtwerke: Die Turbine für die neue Anlage an der Otto-Schott-Straße ist da.
Kempen. Ein riesiger Kran steht bereit, auf der Straße herrscht vorübergehend Halteverbot und alles hält Ausschau nach dem Schwertransporter — am Blockheizkraftwerk an der Otto-Schott-Straße wurde am Mittwoch eine ganz besondere Lieferung in Empfang genommen.
„Mit der neuen Turbine können wir in Zukunft mehr Strom selbst erzeugen“, freut sich Siegfried Ferling, Geschäftsführer der Stadtwerke. Direkt aus dem Produktionsort im italienischen Brescia kommt die wertvolle Maschine am Vormittag in Kempen an und wird in den eigens errichteten Neubau neben dem Heizkraftwerk verladen.
Das ist leichter gesagt als getan: Mit 40 Tonnen ist die Anlage ein echtes Schwergewicht und muss mit Hilfe eines eigens angemieteten, 25 Meter hohen Krans vom Lkw gehoben werden. Bis sie an ihren neuen Standort bugsiert werden kann, dauert es noch eine ganze Weile — Zentimeter für Zentimeter wird die Turbine mit Hilfe von Kran, Gabelstapler und Rollen in das garagenähnliche Gebäude geschoben. Mitarbeiter aus Italien und Kempen arbeiten zusammen, rufen sich gegenseitig Kommandos zu.
„Wenn es drin ist, ist das Schlimmste geschafft — dann kommen nur noch die Anschlüsse für Elektro und Hydraulik“, kündigt Ferling an. Bereits im Oktober soll die Anlage ihren Betrieb aufnehmen.
Und was ist nun das Besondere an dem Gerät, in das die Stadtwerke 2,5 Millionen Euro investiert haben? Bei der Turbine handelt es sich um eine Organic-Rankine-Cycle-Anlage (ORC-Anlage), die Wärme in Strom umwandelt. Und zwar genau die Wärme, die in der Kraftwärme-Kopplungsanlage (KWK) im Kempener Heizkraftwerk ohnehin entsteht.
„Es wird ja immer weniger Wärme abgenommen, da die Häuser besser isoliert sind“, erklärt Ferling. Für die kreative Idee haben die Stadtwerke den Umweltinnovationspreis und einen Zuschuss von 500.000 Euro vom Bundes-Umweltministerium erhalten. Zum Spatenstich im Oktober war Umweltminister Norbert Röttgen nach Kempen gekommen.
Mit dem Strom, der in der Turbine durch das Verdampfen von Silikonöl entsteht, soll der Eigenstrom-Anteil bei den Stadtwerken von bisher 45 Prozent auf 60 Prozent erhöht werden. Außerdem soll die Umwelt geschont werden: Mehr als 1.000 Tonnen CO2 wollen die Stadtwerke mit der Anlage jährlich einsparen.