„2018 ist ein Zeckenjahr“ Bedrohung durch Zecken: Mehr Krankheitsfälle erwartet
Experten gehen davon aus, dass es mehr Krankheitsfälle durch Zecken auch im Westen Deutschlands geben wird.
Kempen/Kreis Viersen. „2018 ist ein Zeckenjahr“, schlagen die Experten vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung Alarm. „Der Winter war mild, das Frühjahr sehr warm und der Sommer ist heiß, so dass sich die Spinnentiere rasant vermehrt haben“, ordnet Sven Seißelberg, Pharmazeut bei der Kaufmänischen Krankenkasse, die aktuelle Lage ein.
Am Niederrhein ist die Schildzecke heimisch, auch bekannt als Gemeiner Holzbock. Ein weit verbreiteter Irrtum über diesen Parasit: Zecken beißen nicht, sie stechen. Beim Stechen übertragen die Spinnentiere Bakterien und Viren durch ihren Speichel in die Blutbahn des Menschen. Dies kann zu Krankheiten wie „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ (FSME) oder „Lyme-Borreliose“ führen. 1975 wurden in der namensgebenden, amerikanischen Ortschaft Lyme besonders viele Fälle von Borreliose-Infektionen beobachtet. FSME ist im Volksmund als Hirnhautentzündung bekannt.
„Obwohl für Labore eine Meldepflicht besteht, sind bisher keine Fälle von FSME für den Kreis gemeldet worden“, teilt das Gesundheitsamt Viersen mit. Schutzimpfungen gegen FSME existieren und werden in Risikogebieten dringend empfohlen. Risikogebiete werden durch das Robert Koch-Institut bestimmt und sind auf einer Karte auf der Webseite des Instituts einsehbar. Vor allem der Süden und Südwesten Deutschlands sind als Risikogebiete deklariert. Am Niederrhein spielt FSME derzeit keine Rolle.
Anders sieht es bei Borreliose aus: Ein Impfstoff ist nicht vorhanden. Lediglich Antibiotika können die Bakterien bekämpfen. Lange Kleidung und Zeckenschutzmittel seien die einzigen vorbeugenden Maßnahmen: „Wer dennoch von einer Zecke gestochen wird und einige Tage bis Wochen danach rund um die Einstichstelle eine ringförmige Rötung beobachtet, sich außerdem abgeschlagen fühlt, Fieber und Kopfschmerzen bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen“, rät Seißelberg. Zahlen von Infektionen für den Kreis Viersen können nicht genannt werden, denn „genaue Fallzahlen werden nicht erhoben, da für Borreliose keine Meldepflicht besteht“, so das Gesundheitsamt des Kreises.
Die zentrale Notaufnahme des Kempener Hospitals zum Heiligen Geist meldet „eher selten Zeckenvorfälle, so ein bis zwei in diesem und letzten Monat“. Der Impfstatus sei oftmals unbekannt: „Viele Patienten wissen über ihre Impfungen nicht Bescheid“, teilt das Kempener Krankenhaus mit.
Die AOK Rheinland konnte auf Nachfrage der WZ keine Zahlen mitteilen: „Die Ärzte melden uns die ganze Zecken-Saison über ihre Vorfälle. Noch sind die Zahlen nicht aussagekräftig genug und verzerren das Bild“, teilt die Pressestelle der Allgemeinen Ortskrankenkasse mit. Auch zum Impfstatus der Versicherten konnten keine Informationen gegeben werden.
Im ersten Halbjahr 2017 haben sich von 1,7 Millionen Versicherten 39 500 gegen FSME impfen lassen, so die Zahlen der Kaufmännischen Krankenkasse. Das entspricht rund zwei Prozent. Zu wenig für das Robert-Koch Institut, denn ein Großteil der Erkrankungen könne durch höhere Impfquoten, insbesondere in Risikogebieten, verhindert werden. FSME-Schutzimpfungen sind das ganze Jahr möglich. Insgesamt sind drei Impfungen notwendig, deren Schutz für mindestens drei Jahre wirkt. Für Versicherte, die in Risikogebieten leben, beruflich einen Impfschutz benötigen oder in Risikogebiete reisen, entstehen keine Kosten. In anderen Fällen ist die Übernahme der Impfkosten mit der Krankenkasse abzuklären.
Mehr Informationen beim Gesundheitsamt Viersen: Tel. 02162/391756, per E-Mail: gesundheitsamt@kreis- viersen.de oder auf der Webseite des Robert Koch-Instituts: