Burg: Initiative mahnt zur Sorgfalt
„Denk mal an Kempen“ meldet sich mit einer Meinung zur Zukunft der Burg zurück: Die Stadt soll das Denkmal übernehmen.
Kempen. Um die 2014 gegründete Bürgerinitiative „Denk mal an Kempen“ war es ein wenig ruhig geworden. Mischten die engagierten Kempener in den vergangenen Jahren unter anderem bei den Themen Neubau an der Peterstraße und Tönisberger Zeche mit, gab es jüngst wenig Anlass zu Meinungsäußerungen seitens der Initiative. Aber nun steht eine wichtige Entscheidung mit Blick auf die Kempener Burg an — und schon folgt eine Pressemitteilung der Ehrenamtler.
Vor dem Hintergrund der anberaumten Sondersitzung des Kempener Stadtrats am 6. Februar kritisiert die Initiative, dass die „damit verbundene Hektik einem der wichtigsten Kempener Baudenkmäler nicht gerecht wird“. „Statt die Burg voreilig einem Investor zu überlassen, sollte sie von der Stadt übernommen werden, damit diese wieder selbst das Heft des Handelns in der Hand halten kann“, heißt es in einer Stellungnahme.
Das entstehende Risiko bei einer Übernahme sei gering. Durch eine städtischen Kauf der Burg gewännen Verwaltung und Politik Zeit, um ein tragfähiges Konzept zu entwickeln und eine seriöse Entscheidung herbeizuführen. „Schließlich lässt sich eine realistische Kostenschätzung laut Assmann-Gutachten erst nach Beendigung der derzeitigen Nutzung der Burg durchführen“, so die Initiative.
Den Kosten sollten zudem mögliche Einnahmen gegenübergestellt werden. Dies beinhaltet die Suche nach Sponsoren, aber auch Überlegungen zu einer Stiftung oder Bürgerstiftung, Fördermöglichkeiten und den Austausch mit anderen Städten oder Initiativen, die vergleichbare Projekte erfolgreich umgesetzt haben, wie beispielsweise die Bürgerstiftung Förderturm Bönen oder die Stiftung Burg Ravensberg. Falls dann wider Erwarten kein tragfähiges Zukunfts- und Finanzierungsmodell für die Burg entwickelt werden könne, sei eine Veräußerung der Burg immer noch möglich.
Die Bürgerinitiative beurteilt das damit verbundene Risiko als gering. Sie sieht keinen Grund zur Annahme, dass die Burg dann nicht mehr für Investoren von Interesse wäre und nicht mehr denselben Preis erzielen würde wie heute.
„Ein Ausschluss der Öffentlichkeit aus der Burg, etwa durch die Einrichtung eines Hotels oder durch den Umbau zu Eigentumswohnungen, kommt für uns nicht in Frage. Die negativen Auswirkungen einer Privatisierung haben an der Kempener Burg bereits ihre Spuren hinterlassen. 1807 ging die Burg in Privateigentum über, woraufhin ihr dritter Flügel abgerissen wurde“, erläutert der Kempener Historiker Hans Kaiser. Entgegen anderslautender Äußerungen von Politikern in der Presse verlöre die Stadt durch eine Privatisierung ihre Möglichkeiten, das Projekt mitzugestalten, so Kaiser: „Die Einflussnahme würde auf baurechtliche Fragen reduziert. Alles, was das Baurecht erlaubt, könnte ein Investor einklagen, auch gegen den Willen von Stadt und Politik.“
Auch die Tatsache, dass auf die Stadt in naher Zukunft viele Projekte zukommen, die finanziell zu stemmen sind, lässt die Bürgerinitiative nicht als Argument dafür gelten, eines der wichtigsten Kempener Baudenkmäler zu privatisieren — „nur, um das Thema vom Tisch zu bekommen“. „Das derzeitige übereilte Vorgehen wird einem Gebäude, das das Kempener Stadtbild seit über 600 Jahren prägt und dazu von großer historischer und kultureller Bedeutung ist, nicht gerecht“, so Marcel Rau, Mitgründer der Denkmal-Initiative. Red/tkl