Kempen Einmal das Fell des Kamels berühren
Weihnachtsmarkt in Kempen: Das ist Schlendern, Schlürfen und Schauen. Auch wenn das Sonntagswetter ausgeblieben ist.
Kempen. Man hatte zwei Möglichkeiten am erstaunlich winterlichen Wochenende: Entweder, sich hinter dem Ofen zu verkriechen oder aber die dickste Winterjacke anzuziehen, auf den Kempener Weihnachtsmarkt zu gehen, einen Glühwein zu trinken und nette Leute zu treffen.
Zum Glück entschieden sich viele Menschen für die zweite Alternative. Franz-Josef Berg war ein sehr zufriedener Weihnachtsmarkt-Besucher: Als Nikolaus fühlte er sich in seinem roten Samtmantel so richtig wohl: „Ich habe den besten Job hier“, schwärmte er. „Der Mantel wärmt ungemein.“ Und der künstliche weiße Rauschebart auch. Kinder, denen er Leckereien zusteckte, waren seine Fans.
Am Buttermarkt war ein Mini-Zoo aufgebaut worden mit einem Tier im Maxi-Format. Wer im Biologie-Unterricht aufgepasst hatte, musste nicht lange überlegen: Das mächtige Tier mit den zwei Höckern war kein Dromedar, sondern ein Kamel. „Es ist früher in irgendeinem Zirkus aufgetreten“, erklärte sein Besitzer Rolf Spieß aus Gummersbach, der außerdem Ziegen und Esel mitgebracht hatte. „Das Kamel zieht locker 30 Liter Wasser und frisst einen, manchmal auch zwei Säcke Möhren am Tag“, sagte Spieß.
Kinder hatten Spaß daran, das Fell des Kamels zu berühren.
Der Kempener Weihnachtsmarkt ist traditionsgemäß weniger kommerziell als so manch anderer Weihnachtsmarkt. Gaby Bentfeld und Bettin Schrömges vom Verein „Ein Regenbogen für Afrika“ verkauften Weihnachtskarten, die von aidskranken Müttern in Südafrika gefertigt worden waren.
Knarrend drehte sich das Glücksrad am Stand von Aqua-Sol. Der Gewinner konnte zwischen einer Freikarte fürs Schwimmbad und einer Mini-Wärmflasche wählen.
Bei Temperaturen um die null Grad schmeckte der Glühwein, der auch als Handwärmer taugte, wenn man vor der kleinen Bühne auf dem Buttermarkt stand und der Musik von Formationen wie „De Kaetelaers“ oder „Coffee & Cigarettes“ lauschte. Der Buttermarkt war auch das richtige Ziel für alle Weihnachtsmarktbesucher, die etwas essen wollten. Die Auswahl war enorm, viele Buden urig. Es gab Reibekuchen in allen möglichen Varianten. Bayrisches Flair verströmte die „Alm Hütte Bavaria“, wo man Leberkässemmel bestellen konnte.
Zwanglos bei einem Glas Tee oder Glühwein relaxen, das konnte man im Atelier von Wilhelm-Josef Heinen an der Ellenstraße. So entspannt der 79-Jährige auch wirkte: Er hatte sich im Vorfeld mächtig ins Zeug gelegt, um die Ellenstraße zur „Weihnachtsstraße“ herauszuputzen. „Ich habe die Holzfiguren aufgearbeitet und die Tannenbäume aufgestellt und dafür fast 900 Meter Schleifenband verbraucht“, so Heinen, den sein Enkel Elias Müller dabei unterstützt hatte. Sein Anspruch: „Die Ellenstraße soll die am besten geschmückte Straße sein.“
Worüber sich Heinen besonders freute: „Im vergangenen Jahr hatte eine Frau bei mir hereingeschaut, die jetzt regelmäßig kommt und ihre Bilder ausstellt.“ Gemeint ist Elke Weiers aus Büttgen. Die 54-Jährige ist immer wieder begeistert von der Kempener Innenstadt.