Kempen Firmen sind bereit für Flüchtlinge

Die IHK hat in St. Hubert ihr Programm ,Willkommenslotsen’ vorgestellt. Es soll nicht nur ein Beitrag zur Integration sein.

Foto: Kurt Lübke

St. Hubert. „Berufliche Integration ist immer noch die beste Integration“, sagt Lawin Osman im ehemaligen Lehrerzimmer in der Johannes-Hubertus-Schule. Er ist Fachberater für Integration von Flüchtlingen in Unternehmen bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und an diesem Vormittag nach St. Hubert gekommen, um für das Programm „Willkommenslotsen“ zu werben. Im April hat die IHK Lawin Osman und Silke Fuchs als Willkommenslotsen eingestellt, die Unternehmen des Kammerbezirks als Vermittler und Berater bei der Integration von Flüchtlingen zur Seite stehen.

In Kempen waren nun Flüchtlingshelfer eingeladen, um über das Programm informiert zu werden. Sie sollen die Möglichkeiten, die die Initiative bietet, an die von ihnen betreuten Flüchtlinge weitergeben.

Lawin Osman IHK-Willkommenslotse

„Wir haben eine Abfrage bei Unternehmen gemacht und sehr positive Rückmeldungen erhalten“, erklärt Osman. Firmen seien bereit, Flüchtlingen berufliche Perspektiven zu geben, sei es bei Praktika, Einstiegsqualifizierungen oder Ausbildungen. Auch in Kempen gebe es interessierte Unternehmen, so Osman. „In einigen Bereichen gibt es noch freie Stellen“, so Osman. Er nennt die Berufe Koch und Industriemechaniker sowie den Bereich Lager und Logistik als Beispiele. Für die IHK ist die Integration von Flüchtlingen auch ein Weg zur Fachkräftesicherung.

Besonders das Modell der Einstiegsqualifizierung, das von der Arbeitsagentur gefördert wird, ist geeignet, um in einen Beruf hineinzuschnuppern oder seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Diese Qualifizierung kann bereits jetzt als Vorbereitung auf einen Ausbildungsbeginn im nächsten Jahr gestartet werden. Den Unternehmen sei bewusst, dass es bei Flüchtlingen schon mal an den offiziellen Nachweisen für Schulabschlüsse oder Ausbildungen mangelt. Diese könnten sich dann aber in der konkreten Arbeit beweisen.

Die Hilfe der Ehrenamtlichen ist bei der Vorbereitung sehr wichtig. Sie können beim Erstellen eines Lebenslaufs helfen. Auch muss zum Beispiel die Ausländerbehörde beteiligt werden. So erhalten Balkan-Flüchtlinge grundsätzlich keine Arbeitserlaubnis. Wer aber in Deutschland eine Ausbildung beginnt, erhält die Garantie, dass er diese auch beenden und danach weitere zwei Jahre in dem Betrieb arbeiten darf. Das gibt auch den Unternehmen Sicherheit.

Natürlich helfe auch die IHK bei Fragen, bei der Kontaktaufnahme zu Integration Point, Ausländerbehörde, Integrationskursträgern oder Ähnlichem. „Aber es ist gut, wenn man ein Netzwerk hat, um Fragen schneller klären zu können“, wirbt Osman um Unterstützung der Flüchtlingshelfer.

Knapp zehn Ehrenamtliche waren zu der Info-Veranstaltung gekommen. Teils gibt es noch viele Fragen. Die Materie ist komplex. Der Aufenthaltsstatus muss beachtet werden. Trotz Ausbildung muss ein Integrationskurs abgelegt werden. Und auch bei der Vergütung müssen Grenzen beachtet werden, weiß zum Beispiel Gisela Kadagies, die bereits seit eineinhalb Jahren Flüchtlinge betreut. „Wenn sie für Arbeit Geld bekommen, streicht das Jobcenter den Mietzuschuss“, berichtet sie aus ihrer Erfahrung. Aber die IHK-Initiative sieht sie durchaus positiv als Möglichkeit, Flüchtlingen bei der Integration zu helfen.