Gebärdensprache: „Cool“ mit Kopf und Hand
Der Oedter Florian Hansing setzt sich für eine stärkere Verbreitung der Gebärdensprache ein.
Oedt. Florian formt Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zu einem Kreis und streicht sich mit den Fingerspitzen von oben nach unten nahe am rechten Ohr über die Wange. Das ist die Gebärde für den Namen „Florian Hansing“. Daumen und Zeigefinger bilden das F im Finger-Alphabet. „Außerdem habe ich eine Narbe an der Seite“, erklärt der Oedter. Aus diesen Merkmalen hat sich das Zeichen für Florian entwickelt, mit der man sich in der Gebärdensprache über ihn unterhalten kann. Florian Hansing ist hörgeschädigt.
Als er sechs Jahre alt war, wurde die Diagnose gestellt. Eine Ursache dafür konnten die Ärzte nicht feststellen. Aber zwei Hörgeräte ermöglichen es ihm, zu hören und sich auch lautsprachlich zu unterhalten. Seinen Realschulabschluss und sein Abitur absolvierte er an Schulen für Hörgeschädigte und lernte dort sehr schnell die Gebärdensprache.
Nun ist es dem 23-Jährigen ein großes Anliegen, für die Verbreitung dieser Kommunikationsform zu werben. Denn in Deutschland sei die Sprache nicht sehr verbreitet. „In den USA zum Beispiel müssen Polizei und Feuerwehr Grundzüge der Gebärdensprache können“, erklärt er. Auch auf politischer Ebene sehe man in Amerika oder Australien die Übersetzung für Gehörlose öfter. Erst im Jahr 2002 sei die Gebärdensprache in Deutschland als Sprache anerkannt worden. In Ländern wie zum Beispiel den Niederlanden seien Untertitel beim Fernsehen oder im Kino völlig normal, was für Gehörlose natürlich ein großer Vorteil ist.
Um auf die Situation Hörgeschädigter aufmerksam zu machen, kamen im vergangenen Jahr fast 12 000 Menschen zu einer Demo nach Berlin. „Das war schon ziemlich erfolgreich. Aber leider ist kaum darüber berichtet worden“, sagt Florian Hansing. Er studiert in Mönchengladbach Soziale Arbeit.
Neben dem Studium unterrichtet er die Gebärdensprache. „Die Grammatik ist ganz anders als in der Schriftsprache“, erklärt er. So ist der Satzbau Subjekt, Objekt, Verb. Fragewörter stehen am Ende eines Satzes. „Deshalb schreiben Gehörlose auch oft anders“, erklärt Florian Hansing. Ganz wichtig seien zudem Körpersprache und Mimik.
In seiner Freizeit interessiert sich der junge Mann für Fußball. Er spielt selbst bei Borussia Oedt und bei dem Gehörlosen Sportverein GTSV Essen.
Außerdem ist er Fan von Borussia Dortmund. Dort gibt es seit 2010 einen Fanclub, der von zwei hörgeschädigten Fans gegründet wurde. Seit 2012 ist auch Hansing dort aktiv und kümmert sich mittlerweile als 2. Vorsitzender um das Buchen von Tickets und die Organisation. Zum Beispiel von Fahrten zu Auswärtsspielen: auch beim Champions-League-Finale im vergangenen Jahr im Wembley-Stadion.
170 Mitglieder habe der Verein mittlerweile. „Etwa 85 Prozent davon sind hörgeschädigt. Uns ist wichtig, dass es eine gemischte Gruppe ist“, erklärt der 23-Jährige. Mit anderen Fan-Clubs gibt es gemeinsame Aktionen und einen regen Austausch.
Und auch der Verein habe Interesse an den Anliegen der hörgeschädigten Fans gezeigt. Demnächst sollen im Stadion auf den Leinwänden Untertitel eingeblendet werden. Die Umsetzung zieht sich in Moment aber in die Länge.