NRW Handwerkermarkt begeisterte
Kempen · Der Start des Kempener Werberings in die Saison der Altstadtfeste lieferte alle nötigen Komponenten: Offene Geschäfte, viele Besucher, Außengastronomie und bestes Wetter. Was der Handwerkermarkt zu bieten hatte.
Endlich wieder – das könnte das Motto des Handwerkermarktes am vergangenen Wochenende in Kempen gewesen sein. Dicht gefüllte Straßen, offene Geschäfte, jeder Tisch in der Außengastronomie besetzt, dazu strahlend schönes frühherbstliches Wetter. Besser hätte der Start des Kempener Werberings in die Saison der Altstadtfeste nach anderthalb Jahren Zwangspause wohl nicht laufen können.
Zugute kamen dem Markt sicher auch die erst vor wenigen Tagen gelockerten Corona-Regeln, so dass im Freien kein Mund- Nasenschutz mehr getragen werden musste. Viele Menschen haben offenbar die Gelegenheit genutzt, um wieder shoppen zu gehen – in den Geschäften der Altstadt, die auch am Sonntagnachmittag öffnen durften oder bei einem der zahlreichen Händler, die ihre Stände aufgebaut hatten und eine bunte, aber niveauvolle Mischung an Waren boten: Schönes, Praktisches, Nippes und Kunst.
Thematisch ging es in Richtung der kälteren Jahreszeit
Dabei ging es thematisch schon in Richtung kältere Jahreszeit. Winterpunsch, Herbstzauber und Bratapfel wurden als Teemischungen geboten. Der Duft der Bonbons und Gewürze mischte sich mit dem der Kokosmakronen gleich gegenüber, um dann einige Meter weiter vom verführerischen Spießbratenduft abgelöst zu werden.
Alexander und Julia Struzh waren als Händler aus Köln angereist. Sie verkauften handgefertigte, kunstvolle Kleidungsstücke aus Filz. Es war erst ihr zweiter Markt nach der Corona-Zwangspause. Kempen schätzen sie als Marktort. „Hier ist eine sehr gute Atmosphäre“ findet Alexander Struzh. Künstlerisches wurde auch am Stand „Treibholz aus Düsseldorf“ angeboten: Malerei auf Holz. An der Ecke Engerstraße/Umstraße ließen Brigitte und Hubert Schlabbers aus Kaarst ihre Drehorgeln erklingen. Dazu sang Hubert mit kräftiger Stimme „Am Strande von Rio“. Eine 79-jährige Dame aus St. Hubert sang und schunkelte mit. „Das sind die Lieder von früher“, sagt sie, „dazu haben wir getanzt.“ Sie freute sich sehr darüber, mal wieder auf eine größere Veranstaltung gehen zu können. „Die Umarmung, allein schon das Händeschütteln, das hat alles so gefehlt“, sagt sie. An mehreren Stellen in der Altstadt waren Drehorgelspieler zu hören. Sie wurden vom Veranstalter X-Dreams aus Bergisch-Gladbach gebucht, kamen aus Deutschland und den Niederlanden. Leider etwas abseits gelegen konnten Interessierte in der Burse am Kirchplatz erfahren, wie eine Drehorgel aufgebaut ist.
Deutlich geräuschvoller ging es auf dem Buttermarkt zu. Dicht umlagert war die große Bühne, die in den Platz hineingebaut war und sich so in einen Laufsteg verwandelte. 50 Tänzer und 14 Kinder der Krefelder Tanzschule Mine-Sports präsentierten mit eigens ausgearbeiteten Choreografien auf sehr kreative und lebendige Weise Mode und Produkte von Mitgliedern des Werberings. Moderiert wurden die Veranstaltungen vom Kempener Markus „AyJay“ Lunau, der diesmal sehr elegant in grauem Anzug und – natürlich – Hut auftrat. „Staunt und genießt, was hier oben gleich abgeht“, rief er in die Menge. Zu Hip-Hop und starken Beats wurde nicht nur Kleidung präsentiert, sondern auch andere Produkte wie Brillen oder Haushaltsgeräte, die mit Witz und Phantasie in den Show-Tanz eingebaut waren. Kräftigen Applaus gab es vor allem für die kleinen Tänzer, die mit viel Mut und großem Elan ihr Können zeigten.
Unbeeindruckt von dem Geschehen auf der Bühne ertönte nur einige Meter weiter am Stand „Den olden Tied“ der tiefe Ton des großen Mittwinterhorns. Gefertigt ist es aus Birkenholz. Heute ertönt es in den Niederlanden nur noch in der Adventszeit. Früher diente es auch als Signalhorn in Notfällen, erläuterte ein älterer Herr in Tracht. Diese Handwerkergruppe zeigte alte Künste, die nur noch wenige beherrschen. Gerrit Weegerink etwa fertigt seit 45 Jahren Reisigbesen aus Birkenzweigen und liegt mit diesem Öko-Produkt wieder voll im Trend. Daneben wurde gedrechselt und geklöppelt. Andere genossen derweil an einem der zahlreichen kulinarischen Stände auf dem Buttermarkt ein Gläschen Weißwein oder ein frisch gezapftes Bier – Normalität kann so gut tun.