Kontakte knüpfen im Begegnungscafé Direkte Hilfe für ukrainische Geflüchtete

Kempen · Für die vielen aus der Ukraine geflüchteten Menschen, die in Kempen angekommen sind, organisierte das Begegnungscafé ein Treffen im Forum St. Hubert. Der Zuspruch war überwältigend.

Gemeindereferent Andreas Bodenbenner (v.l.) und Karin Schenk vom Begegnungscafé mit Amtul Khan und Christina Cordes vom SKM beim Begegnungscafé Extra im Forum.

Foto: Norbert Prümen

(evs) Das Begegnungscafé hatte zu einem Extra-Treff ins Forum St. Hubert eingeladen. Normalerweise finden die Treffen im Gemeindezentrum der Thomaskirche in Kempen statt. Doch diesmal gab es einen besonderen Termin, um den vielen aus der Ukraine geflüchteten Menschen eine erste große Informationsplattform zu bieten. Neben der katholischen und evangelischen Kirche, der muslimischen Gemeinde und dem Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte, die das Begegnungscafé unterhalten, waren auch der Flüchtlingssozialdienst des SKM und die Stadt mit an Bord. Die hatte nicht nur das Forum zur Verfügung gestellt, sondern auch die Einladung über E-Mails an ukrainische Flüchtlinge weitergeleitet. Zudem gab es Aushänge, denn längst sind nicht alle Flüchtlinge bei der Stadt registriert.

Rund 100 Geflüchtete
nutzten das Angebot

Der Erfolg war für die Veranstalter einfach nur „überwältigend“, wie es der evangelische Pfarrer Michael Gallach formulierte. Rund 100 Geflüchtete, zumeist junge Frauen mit Kindern, hatten sich eingefunden. Informationsblätter auf Deutsch und Kyrillisch lagen bereit. Einige Frauen machten sich Notizen, während sich Vertreter der Hilfsorganisationen vorstellten. Karin Schenk vom Begegnungscafé: „Wir möchten Ihnen einen Treffpunkt bieten, damit Sie sich untereinander kennenlernen.“  Dolmetscherin Alla Nitsch, seit 20 Jahren in Kempen, übersetzte. Zeitgleich wurden Informationen auf Kyrillisch auf eine Leinwand projiziert, etwa zur Tafel oder zur Fahrradwerkstatt.  

Gemeindereferent Andreas Bodenbenner initiierte einen Moment der Stille, bei dem alle aufstanden. Betroffenheit und Anspannung waren dabei zu spüren. Dann kam man bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch. Mohanad Hijazi machte sich daran, eine E-Mail-Kontaktliste aufzubauen. Der 46-jährige Iraker kam 2015 als Flüchtling nach Kempen. Er ist gut angekommen, hat einen Mini-Job im Begegnungscafé, arbeitet im Online-Marketing und promoviert aktuell. Er ist dankbar für die Hilfe, die er hier erfahren hat. „Es ist nun meine Aufgabe, das zurückzugeben“, sagt er.

Lena ist bereit, ihre Geschichte zu erzählen, die von Alla Nitsch übersetzt wird. Die 39-Jährige ist seit dem 20. März mit ihren Kindern Kyrill (14) und Sonja (10) in Kempen. Sie kommt aus einem Vorort von Kiew. Dort habe die Familie eine Woche lang aus Angst vor Luftangriffen im Keller gelebt. Sie sei dann mit den Kindern nach Lwiw, dem früheren Lemberg, im Westen der Ukraine geflohen. Die Fahrt im völlig überfüllten Zug habe 14 Stunden gedauert und sei „schrecklich“ gewesen. In Lwiw habe ihnen ein zuvor unbekannter älterer Mann eine Unterkunft in seiner Wohnung gegeben. Nach zwei Wochen in Lwiw habe sie sich dazu entschieden, nach Deutschland auszureisen. Eine Freundin von ihr sei in Kempen untergekommen, deshalb sei sie hierhergekommen.

Die Familie fand eine private Unterkunft in Tönisberg. „Wir wohnen jetzt bei Silvia und Klaus“, berichtet Lena, eine „nette, liebevolle Familie“. Tochter Sonja besuchte bis zu den Osterferien die Grundschule in Tönisberg. Für Kyrill habe sich noch kein Schulplatz gefunden. Ihr wichtigstes Ziel sei es, nach Hause zurückzukehren, zu ihrem Mann Roman, um den sie sich sehr sorgt. Als sie das sagt, ringt die junge Frau um Fassung. Derweil spielen die Kinder fröhlich miteinander: ein Moment der Normalität in wenig normalen Zeiten.

Das Begegnungscafé öffnet an jedem zweiten und vierten Freitag im Monat von 17 bis 19 Uhr im Gemeindezentrum der evangelischen Thomaskirche, Kerkener Straße 11 (Eingang Wachtendonker Straße) in Kempen.