Unterwegs vor Ostern Familien-Kreuzweg in St. Hubert
Kempen · In St. Hubert haben Familien den Kreuzweg in die Moderne geholt: Per QR-Code sind Texte und Gebete mit dem Smartphone abrufbar.
(biro) Hinter dem schmiedeeisernen Gitter ist eine dramatische Szene zu sehen: Jesus ist unter der Last des Kreuzes gefallen. Sein Gesicht, die Hände, das weiße Gewand sind voller Blutflecken. In dem Backsteinhäuschen an der Orbroicher Straße wird die zweite Station eines Kreuzwegs gezeigt, der durch St. Hubert führt. An dieser zweiten Station können Ausflügler ab Gründonnerstag, 14. April, die Stimme einer Achtjährigen hören, die von der schweren Last erzählt, die Jesus mit dem Kreuz trägt. Und ein Gebet vorträgt, das Besucher dort mitbeten können: „Guter Gott, mach auch uns Mut, wenn wir schon fast aufgeben wollen. Richte auch uns wieder auf, wenn wir traurig und hilflos sind, wenn uns alles zu viel wird. Hilf uns, anderen Mut zu machen und ihnen so wieder auf die Beine zu helfen.“
Die achtjährige Vorleserin heißt Luisa, sie geht am 1. Mai zum ersten Mal zur Kommunion. Bei der Vorbereitung erfuhren die Eltern in St. Hubert von der Aktion der Pfarrgemeinde, an den Fußfallstationen in St. Hubert einen Familienkreuzweg einrichten zu wollen – kontaktlos begehbar und draußen. Für Luisa und ihre Familie war sofort klar: Wir sind dabei. „Wir haben gedacht, dass es eine tolle Vorbereitung auf Ostern, aber auch auf die Erstkommunion ist“, erzählt Luisas Mutter Barbara Kaisers. Ohnehin sei die Gemeinde in St. Hubert sehr aktiv, denke sich immer schöne Aktionen für Familien aus. So konnten die Kinder beispielsweise den Kirchenraum erkunden, für Palmsonntag wurden Palmstöcke gebastelt, „da haben wir auch teilgenommen.“
Der Rundweg dauert
etwa eine Stunde
Sieben Stationen umfasst der Kreuzweg, der an der Orbroicher Straße am Beyertzhof beginnt und bis zum Hohenzollernplatz führt. Ein Team der Gemeinde kümmerte sich um die Umsetzung des Projekts. Sonja Borsch schrieb die Texte, Ulrike Ingendae fand für jede Station eine Familie, die die Texte und Gebete einsprach. Ab Gründonnerstag können sich Familien nun zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg machen und von Station zu Station gehen oder fahren. Der Rundweg dauert etwa eine Stunde. Wer ein Smartphone hat, sollte es mitnehmen, denn an den Stationen werden QR-Codes angebracht, über die Besucher die Stimmen der Menschen hören können, die sich an der Aktion beteiligt haben. Sie lesen Texte und Gebete vor. Über die App Actionbound können sich Ausflügler auch durch St. Hubert führen lassen. Start mit Actionbound ist an der Kirche. Doch auch ohne Smartphone ist der Kreuzweg zu begehen. Die Texte liegen in gedruckter Form in der Kerzenkapelle im Haupteingang der katholischen Kirche aus.
Die Stationen eines Kreuzwegs erzählen von dem Leidensweg Jesu – von der Verurteilung durch Pontius Pilatus über den Tod am Kreuz bis hin zur Ruhe im Grab. Vielerorts gibt es vor dem Osterfest Kreuzweg-Andachten, insbesondere am Karfreitag.
Dann gehen Gläubige den Weg nach, den Jesus selbst gegangen ist. So erklären es auch die Organisatoren des Familienkreuzwegs in St. Hubert den Kindern: Dass bei Pontius Pilatus das Leiden, der Weg mit dem Kreuz zur Kreuzigung für Jesus begann. „Diesen schweren Weg wollten und wollen viele Menschen auf der Welt und auch wir in St. Hubert mitgehen“, heißt es in der Einleitung: „Wir wollen Jesus begleiten wie einen Freund, den man nicht allein lässt, wenn es ihm schlecht geht. Wenn wir mit Jesus gehen, zeigen wir auch, dass wir menschlich und gerecht mit anderen umgehen möchten. Mit ihm beten wir, dass Gott auch zu uns hält – in guten Zeiten und wenn es schwer wird.“
Und so ist unterwegs zu sehen, wie Jesus das Kreuz aufnimmt, wie er fällt, wie er seiner Mutter begegnet, die ihn umarmt und ihm über den Kopf streicht. Wie die Frauen weinen, wie Veronika ihm das Schweißtuch reicht. Wie er ans Kreuz genagelt wird. Wie sein Leichnam schließlich abgenommen und ins Grab gelegt wird.
Diesen Kreuzweg durch St. Hubert will auch Familie Kaisers als Vorbereitung auf das Osterfest gemeinsam betrachten, erzählt Barbara Kaisers: „Wenn das Wetter schön ist, wollen wir an Karfreitag alle Stationen mit dem Fahrrad abfahren.“