Interview Junge Leute einbinden
Andreas Hillen, neuer Chef der Turnerschaft, spricht mit der WZ über Perspektiven und Pläne.
Grefrath. Vor wenigen Tagen wurde Andreas Hillen zum neuen Vorsitzenden der Turnerschaft Grefrath gewählt, die 1000 Mitglieder hat. Er kennt den Verein seit fast fünf Jahrzehnten, war erst Handballer, dann Trainer, Vorständler, Vize-Vorsitzender und Übungsleiter. Andreas Hillen ist 58 Jahre alt, Diplom-Bauingenieur, beim Versorger NEW in Mönchengladbach beschäftigt, seit 1981 verheiratet. Andreas und Gertrude Hillen haben zwei Töchter, die nach wie vor Handball spielen und mittlerweile 28 und 30 Jahre alt sind. Mit Andreas Hillen führte die WZ ein Gespräch.
Wissen Sie noch, wann Sie in die Turnerschaft gekommen sind?
Andreas Hillen: Ja, als Neunjähriger, im Mai 1966. Erst habe ich geturnt, dann aber schnell Handball gespielt.
Wie lange waren Sie Handballer? Was ist aus dieser Zeit Ihre schönste Erinnerung, was war nicht so positiv?
Hillen: Aktiv war ich von 1968 bis 1991. Die schönste Zeit waren die Erfolge der 1. Herrenmannschaft, die ich als Trainer erleben durfte. So sind wird 1987 und 1988 zweimal aufgestiegen, erst in die Landesliga, dann in die Verbandsliga. Nicht so schön war, als ich 1992 als Trainer entlassen wurde. Auch in dem Jahr spielten wir noch in der Verbandsliga.
Seit mehr als 25 Jahren gehören Sie dem Vorstand der Turnerschaft an, davon etwa zehn Jahre als 2. Vorsitzender. Was war für Sie entscheidend, dem Verein solange die Treue zu halten?
Hillen: Der Verein hat mir als Kind und Jugendlicher viel gegeben und mich in der Persönlichkeitsentwicklung stark geprägt. Vor allem die Aufgabe als Trainer hat mich in der ganzen Zeit fasziniert. Das waren immerhin 34 Jahre.
Welchen Sport treiben Sie derzeit? Gibt es darüber hinaus noch andere Hobbys?
Hillen: Ich halte mich durch Joggen und Gymnastik fit. Bei der Turnerschaft leite ich die relativ neue Sportgruppe „50+“ und auch „Fit For Future“, die derzeit etwa 35 Mitglieder hat. Wenn dann noch Zeit bleibt: Kegeln, Lesen, Reisen, Doppelkopf spielen.
Sie werden aufgrund Ihrer langjährigen Erfahrungen in dem Führungsgremium wahrscheinlich nicht „das Rad neu erfinden“. Trotzdem: Wie möchten Sie die Turnerschaft führen? Gibt es irgendetwas, was Sie anders machen möchten als Ihr Vorgänger?
Hillen: Nein! Der Verein ist gut aufgestellt. Ich konnte auch in meiner Funktion als 2. Vorsitzender den Verein schon mit gestalten. Wir waren immer ein Team, und das wird auch so bleiben.
Wie sehen Sie die Probleme des geänderten Freizeitverhaltens vieler Kinder und Jugendlichen? Ein Stichwort: Ganztagsbetrieb an den Schulen. Kann der Verein da entgegen steuern?
Hillen: Dem kann man nur bedingt und mit viel Engagement entgegentreten. Auch dafür brauchen wir motivierte und flexible Helfer und Helferinnen. Wenn wir sie haben, wird es uns auch in Zukunft gut gehen. Von selbst geht aber fast gar nichts mehr. Vereinsarbeit ist in diesen Zeiten „harte Arbeit“.
Wie sieht es mit den Übungsleitern und Ehrenamtlichen aus? Auch hier werden sicherlich in den nächsten Jahren einige aufgrund ihres Alters ausscheiden oder sich vielleicht anders orientieren. Kann sich der Verein darauf vorbereiten?
Hillen: Das Thema ist problematisch. Es wird sicherlich immer schwieriger, junge Ehrenamtliche zu finden, die sich über einen längeren Zeitraum an den Verein binden. Aber wir sind auf einem guten Weg, haben bereits einige junge Leute in die Arbeit eingebunden. Und an unsere älteren Trainer und Funktionäre kann ich nur appellieren, nicht abrupt aufzuhören, sondern die jungen Nachrücker aufzubauen und sie auch noch in der Übergangszeit zu begleiten.
Wenn Sie bei den Verantwortlichen von Rat und Verwaltung einen Wunsch frei hätten. Welcher wäre das?
Hillen: Bei uns in der Gemeinde gibt es viele Menschen, die für den Sport ein offenes Ohr haben. Wenn die Gemeindekasse leer ist, ist das aber mit den Wünschen schwer zu realisieren. Ich bin realistisch: weniger drüber reden, sondern vielmehr die Tatsachen und die finanzielle Situation wirklich analysieren und dann handeln, gerne unter Einbindung der Fachleute in den Sportvereinen.
Eine Vision. Wir springen in das Jahr 2025. Der Vorsitzende der Turnerschaft heißt nach wie vor Andreas Hillen. Ergänzen Sie bitte diesen Satz. „Es wäre schön, wenn bis dahin oder dann . . .“
Hillen: Mal langsam, ich bin doch erst wenige Tage 1. Vorsitzender — und das jetzt zehn Jahre lang? Derzeit kaum vorstellbar. Zunächst muss meine Arbeit bei den Vereinsmitgliedern ankommen, und ich muss gesund bleiben. Dann sehen wir weiter. Es wäre schön, wenn bis dahin viele junge Menschen die Verantwortung der „Alten“ und „Routiniers“ übernehmen. Dafür würde ich mein Amt jederzeit zur Verfügung stellen.