Patienten im Krankenhaus beistehen Bundesverdienstmedaille für engagierte Kempenerin
Kempen · 1986 gründete Claudia Kandels die „Grünen Damen“ im Hospital zum Heiligen Geist in Kempen. Nun wurde sie ausgezeichnet.
Als die stellvertretende Landrätin Heike Höltken der Kempenerin Claudia Kandels den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ans Revers stecken möchte, sagt sie: „Kann ich das im Kästchen lassen?“ Eine vielleicht charakteristische kleine Szene, die auch Auskunft über einen Wesenszug der Geehrten gibt: sich selbst zurücknehmen, für die Sache da sein.
Doch diesmal steht die 79-Jährige ausdrücklich im Mittelpunkt. Der Orden darf nicht „im Kästchen“ verbleiben, sondern wird ihr im Kreisarchiv Viersen in Anwesenheit von Familie, Freunden und Weggefährtinnen angeheftet. Zuvor hat Heike Höltken ausführlich die Verdienste von Claudia Kandels gewürdigt. 1986 hat Kandels die „Grünen Damen“ im Hospital zum Heiligen Geist in Kempen gegründet, wo sie noch heute als Vorsitzende der Gruppe und im Krankenhausbeirat beschäftigt ist. Dort besucht sie Patienten und steht ihnen in schwierigen Zeiten bei.
Ihr Einsatz in der ökumenischen Krankenhaushilfe sei Ausdruck ihres Mitgefühls und ihrer Überzeugung, dass jeder Mensch es verdiene, gehört zu werden. „Seit 38 Jahren schenken Sie, liebe Frau Kandels, inmitten des hektischen Krankenhausalltags das, was oft am meisten fehlt: Zeit. Zeit, die in der heutigen Welt oft das Kostbarste ist, was wir einem anderen Menschen geben können“, so Höltken in der Laudatio. Gemeinsam mit aktuell 15 anderen Frauen erledigen die „Grünen Damen“ – so genannt wegen der lindgrünen Kittel, die sie im Dienst tragen –, kleinere Besorgungen für die Patienten, machen Spaziergänge oder sind einfach nur da für ein Gespräch.
Claudia Kandels war auch
in der Hausaufgabenhilfe aktiv
Aber ihr ehrenamtliches Engagement geht weit darüber hinaus. Claudia Kandels war lange in der Hausaufgabenhilfe für ausländische Kinder an den Kempener Grundschulen aktiv. Über 20 Jahre lang unterstützte sie diese Kinder, half ihnen, sprachliche und schulische Hürden zu überwinden, und begleitete sie auf ihrem Bildungsweg. Zusätzlich engagierte sie sich beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Kempen, wo sie die Betreuung einiger Frauen und Familien übernahm. Im Vorstand des SkF setzte sie für die Belange und Bedürfnisse dieser Frauen ein. Privat betreute sie eine Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan, unterstützte sie im Ankommen in Deutschland und in der Integration.
Nachhaltig geprägt wurde die aus der Eifel stammende „stolze Bauerntochter“, wie sie selbst sagt, durch die Zeit, die sie im Ausland lebte. Mit 19 Jahren verließ die ausgebildete Hauswirtschafterin ihre Heimat und arbeitete als Au-pair in Italien und Schweden. Dort wurde ihr Vorname von Klothilde in das einfacher auszusprechende Claudia abgeändert.
Mit ihrem vor fünf Jahren verstorbenen Mann Hans verbrachte sie insgesamt 15 Jahre im Niger, in Afghanistan und Kamerun, wo sich das Ehepaar aktiv für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen einsetzte. 1980 zogen sie mit ihren beiden Kindern nach Kempen, wo ihr Mann Hans an der Deula-Schule (Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik) tätig war und technische Kurse für Schüler aus aller Welt in unterschiedlichen Sprachen unterrichtete. Die Familie war stark in die Betreuung der internationalen Kursteilnehmer eingebunden, es entstanden tiefe Freundschaften.
Die vielen positiven Erlebnisse in fremden Ländern und Kulturen sowie die Gastfreundschaft, die sie dort erfahren hat, hätten sie immer motiviert, diese Werte in ihrer Heimat weiterzugeben und andere zu inspirieren, sagt Claudia Kandels. Und nun diese offizielle Ehrung für ein Lebenswerk, eine Lebenshaltung, der sich auch Kempens Beigeordneter Bennet Gielen in Vertretung für Kempens erkrankten Bürgermeister Christoph Dellmans anschließt.
„Ich muss schwer durchatmen“, sagt die Geehrte, die sichtlich bewegt ist. „Ich nehme diesen Orden an für die Grünen Damen“, fügt sie hinzu. Und dann bedankt sie sich, auch bei ihrer Familie, „die mir immer die Freiheit gelassen hat, das zu tun, was wichtig war“.