Kempen: Firma Senso produziert Spezialböden Boden, der nachgibt, wenn er muss

Kempen · Die Firma Senso produziert und vertreibt nachhaltige Spezialböden. Die Niederlassung West gibt es seit mehr als drei Jahren im Kempener Industriegebiet.

Ulrich Rahnen leitet die Niederlassung West der Firma Senso in Kempen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Etwas versteckt am Kempener Industriering Ost (hinter dem Bistro „Franz“) hat seit etwas mehr als drei Jahren das Unternehmen Senso seinen Sitz, ein Spezialist für fugenlose Böden. Deutschlandleiter ist Kai Peters, die Niederlassung West wird von Ulrich Rahnen betreut. Neben Kempen heißen die Standorte Frankfurt, München, Hamburg, Berlin und – in Planung – Stuttgart. Die kleine Stadt am Niederrhein fällt da erkennbar aus dem Rahmen. „Wir waren zunächst im Düsseldorfer Medienhafen, haben aber nach einem Jahr gemerkt, dass Kempen für uns der bessere Standort ist“, sagt Ulrich Rahnen.

Dabei spielten nicht zuletzt Heimatgefühle eine Rolle: Der 38-Jährige stammt aus St. Hubert, Kai Peters ist „Ur-Kempener“. Beide sind nach Karrierestationen in anderen Regionen Deutschlands wieder an den Niederrhein zurückgekehrt. „Ich habe früher als Banker in Frankfurt gearbeitet, Kai war in München tätig“, erzählt der Niederlassungsleiter. Auch die anderen 13 Mitarbeiter am Industriering Ost kommen mehrheitlich aus der Thomasstadt. Ihre Kunden dagegen kommen aus ganz NRW und sogar darüber hinaus. „Ich habe auch schon mal einen auf Mallorca wohnenden Kunden vom Flughafen Düsseldorf abgeholt und in den Showroom gebracht“, sagt Ulrich Rahnen.

Der „Showroom“, das ist ein schickes Wohnzimmer ohne Bewohner, ausstaffiert mit Möbeln namhafter Designer, unter anderem von Thonet. Die offene Küche komplettiert das Bild. Am wichtigsten aber ist der Boden. Neben dem Belag im gesamten Ausstellungsraum und im Flur gibt es diverse Muster in allen möglichen Varianten als Anschauungsmaterial. „Bei uns kann sich jeder seinen individuellen Boden aussuchen, es stehen rund 4000 Farben zur Verfügung.“ Manche hätten eine „gewisse Wolkigkeit“, andere zeichneten sich durch ein „besonderes Farbspiel“ aus. Mal sei Quartz eingearbeitet, mal Marmor aus Carrara, wie ihn schon Michelangelo zu schätzen wusste. Auch „Ocean Plastic“, der viel diskutierte Müll aus dem Meer, wird auf Wunsch als Granulat verarbeitet. Allen gemein aber ist, dass sie im Wesentlichen aus „Bio-Polymeren“ bestehen, also aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden – genauer gesagt aus Pflanzenöl.

Die Geschäftsidee kommt aus den Niederlanden, wo auch die Mutterfirma ihren Sitz hat. Zwei Brüder aus der bekannten Genever-Dynastie Bols leiten das international tätige Unternehmen. „Der Ursprung lag in Industrieböden. Die waren aber weder ökologisch, noch genügten sie einem Design-Anspruch“, so Ulrich Rahnen. „Die Brüder Bols wollten einen Boden schaffen, der ansprechend aussieht, eine weiche, warme Haptik hat und unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit produziert wird. Das ist ihnen gelungen.“

Die joghurtähnliche Masse, in den Niederlanden hergestellt, wird von Hand auf Estrich oder bereits vorhandene Fliesen drei Millimeter dick aufgetragen, glatt gestrichen und versiegelt. „Unsere speziell geschulten Meister arbeiten die ganze Zeit auf allen Vieren“, schildert Ulrich Rahnen den Prozess und zeigt ein Unternehmensvideo aus Amsterdam. Ein US-amerikanischer Modekonzern hat für seine neue Europa-Zentrale Senso gewählt – 18 000 Quadratmeter Büroboden. Die Kempener waren bereits für Parfümerie-Ketten und Autobauer im Einsatz. Im Privatbereich – ob Küche, Treppe oder Badezimmer – geht es bei einer Mindestfläche von 100 Quadratmetern los. Die Quadratmeterpreise beginnen bei etwa 100 Euro, das Dreifache ist aber auch möglich. Der Preis beinhaltet jeweils auch die Verlegung. „Jedes Projekt ist ein Unikat“, so Rahnen.