Klavierkabarett mit Andreas Langsch Was Menschen zwischen 30 und 40 bewegt
Kempen · Im Forum St. Hubert präsentierte Andreas Langsch sein Programm „Der Liebesalgorithmus“. Am Klavier begeisterte er das Publikum.
(tgel) Jung und dynamisch kommt Andreas Langsch auf die Bühne im Forum St. Hubert und präsentiert erst einmal seinen Gürtel. Den habe er glücklicherweise von Franz, der guten Seele im Forum, leihen können. Seinen eigenen habe er vergessen, und ohne Gürtel hätte er seine Hose verloren.
Es wird viele solcher charmanten Momente geben, in welchen Langsch den Kontakt zum Publikum sucht – auch während seines Klavierspiels. Der aus Fulda stammende Langsch ist mit seinem „Klavierkabarett 2.0 – Der Liebesalgorithmus“ zu Gast in St. Hubert. Uneitel räumt er ein, dass er sich sehr über den vollen Saal freue, das sei nicht selbstverständlich. „Seien Sie dankbar dafür, dass Sie so etwas im Ort haben. So viele kulturinteressierte Menschen“, wird er später diesen Gedanken noch einmal aufgreifen.
Langsch hat schon einige große Preise abgeräumt, darunter auch den höchstdotierten Kleinkunstpreis Deutschlands, die St. Ingberter Pfanne 2023. In seinem Programm beschäftigt er sich mit seiner Generation, also Menschen zwischen 30 und 40, die zwar technisch versiert seien, gleichwohl von Daten und Algorithmen überrollt würden. Ihm zumindest gehe es so, und die Entwicklung mache ihn oft traurig, wenn KI etwa innerhalb von Sekunden mit wenigen Vorgaben einen kompletten Song ausspucke. Aber wolle man das? „Machen wir Künstler ein Werk nicht erst lebendig? Vielleicht auch mit kleinen Fehlern beim Vortrag?“, fragt Langsch. Natürlich bekommt er Applaus dafür.
Wenn die Tochter doch
nur Thomas heißen würde
Langsch gelingt es gerade mit diesen persönlichen Ausflügen, auch in den voll besetzten großen Saal eine Wohnzimmeratmosphäre zu zaubern. Daneben spielt er wunderbar Klavier, singt, steppt und erzählt in seinen Texten von der Liebe, vom Wunsch nach Superkräften und von der täglichen Schwemme an Nachrichten, die bei ihm zu einem „News-Blues“ führe, denn jetzt wisse er so gar nichts mehr. Berührend sein Lied für seine Tochter, die dann Erfolg im Beruf haben könnte, wenn sie „Thomas“ heißen würde.
In einem anderen Song wird die Suche nach Stille bei einem Spaziergang konterkariert von den „mörderischen“ Absichten eines Graureihers, das Opfer, der sterbende Aal, wird bemitleidet. So viel schöner später die Stille beim Griff zum preisgünstigen Hack im Kühlregal – so schön still das Sterben der Tiere, ach ja – es bleibt schmerzhaft zwischen den Zeilen.
Neben diesen ernsten Tönen kann Langsch auch unverhohlen albern sein: „Ich hab zwei Biber beim Essen gesehen. Es gab Steg.“ Hinreißend komisch seine Lösung zum Daten-Stress: Piano-Yoga in allen möglichen und unmöglichen Körperhaltungen, gewiss nicht zur Nachahmung geeignet. Womöglich sind bei Langsch da doch ein paar der besungenen Superkräfte hängengeblieben.