Ein Blick in die Geschichte Kempener Abschied von der Prinzenrolle

Kempen · „Die Prinzen Rolle kommt aus Kempen“ - so ist es auf der Homepage der Griesson-de Beukelaer GmbH & Co. KG zu lesen. Doch diese 65-jährige Ära geht nun zu Ende. Denn in diesen Tagen rollt die endgültig letzte Kempener Prinzenrolle vom Band.

Sie war ein Stück Kempen – nun geht diese Ära zu Ende. Die letzte Kempener Prinzenrolle läuft vom Band.

Foto: de Beukelaer

Ende November wird die Produktion an der Arnoldstraße eingestellt. Bis Ende des Jahres verlagert das Unternehmen sein Werk nach Thüringen.

Vor 65 Jahren kam der Kult-Keks aus Belgien an den Niederrhein. 1870 hatte Edouard de Beukelaer in Antwerpen sein eigenes Unternehmen gegründet und die zwei Kekse mit Kakaocreme dazwischen erfunden. Er widmete seine Erfindung dem belgischen Prinzen und nannte sie „le petit prince fourré“, „Der kleine gefüllte Prinz“. 1919 starb der Firmengründer, seine Frau führte die Geschäfte kommissarisch weiter, bis der Sohn Edouard II. die Geschicke in die Hand nahm und 1955 in Kempen seine „Flämische Keksfabrik“ eröffnete. Zunächst behielt der Doppelkeks seinen französischen Namen, seit 1964 heißt er Prinzenrolle.

96 Prozent Markenbekanntheit
für den Doppelkeks

Seit 1999 gehört die Marke de Beukelaer zum Familienunternehmen Griesson, das sich seither Griesson-de Beukelaer nennt. Die Rezeptur des Kekses ist bis heute unverändert. Verändert hat sich aber der Prinz auf der Verpackung. In den 50er Jahren, der Zeit des Wirtschaftswunders, war der Prinz noch ein Adliger mit Federhut, Entenschnabelschuhen im Renaissance-Stil und zeigte sich mit einem Keks in der Hand. Später bekam er gerade Formen. Mit blonden Haaren erschien der Prinz dann in den 70er Jahren. Seit den 80ern trägt er Krone. Schwungvoll strahlte er in den 90er Jahren den Keks-Freunden entgegen.

Heute kennt fast jeder Deutsche den Doppelkeks, der nun schon seit gut einem Jahr auch in Kahla in Thüringen vom Band rollt – mit 96 Prozent Markenbekanntheit, wirbt Griesson-de Beukelaer. Auch das lässt wohl einige Kempener mit Wehmut auf den Wegzug blicken. Als die Nachricht vom Aus für das Kempener Werk vor zwei Jahren bekannt wurde, war die Betroffenheit groß. Für viele Kempener gehört das Gebäck nicht nur in die Martinstüte. Es ist ein Stück Kindheit. Bei Wind von Osten ist die Stadt erfüllt vom süßen Duft. Auch die Solidarität mit den 270 Beschäftigten war groß. Unterschriften und Protestaktionen haben jedoch nichts genutzt. Nun heißt es Abschied nehmen von der Prinzenrolle.