Kempens Mühle bekommt Flügel aus Stahl
Etwa ein Jahr nach dem Sturmschaden bringt die Politik nun die Reparatur auf den Weg.
Kempen. Die Denkmal-Politiker der Stadt Kempen haben nichts gegen eine Mühle mit Flügeln aus Stahl. Einstimmig gab es am Dienstag im Denkmalausschuss Zustimmung für die Pläne der Stadtverwaltung (die WZ berichtete). Damit wird nun die Reparatur des Schadens auf den Weg gebracht, der vor rund einem Jahr am Altweiberdonnerstag bei einem Sturm entstanden ist.
Vor der Sitzung am Montagabend trafen sich die Fraktionen am Hessenwall, um sich dort die Mühle, über die sie dann später zu entscheiden hatten, anzusehen. Sie ließen sich von Gudrun Holzmann, im Hochbauamt zuständig für die Denkmäler der Stadt, die Geschichte des Bauwerks und die Pläne für die neuen Flügel zu erklären.
Die Mühle hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon seit 1907 wird sie nicht mehr genutzt. Bei einem Erdbeben 1926 stürzte ein Teil des Oberturms ein. Von der ursprünglichen Substanz ist also nicht mehr viel vorhanden. In den 60er Jahren wurde einiges wieder aufgebaut. Von der Mühlentechnik wurden lediglich das Flügelkreuz und die -welle als Gegengewicht zum Flügelkreuz 1966 wieder eingebaut. Jegliche andere Mühlentechnik ist nicht mehr vorhanden. Daher hat das Bauwerk in der Stadtmauer auch eher eine städtebauliche Bedeutung und weniger durch seine Funktion.
Das Flügelkreuz aus den 60er Jahren sollte nur gut aussehen. In dieser Konstruktionsweise hätten die Flügel nicht als Antriebsrad dienen können, da die Neigung von Vor- und Heckwerk zu gering war. Aus historischen Bildern ist zu erkennen, dass die Kappe der Turmwindmühle in Kempen bis um 1907 drehbar war und das Flügelkreuz bzw. die Ruten einteilig waren. Das sind Indizien dafür, dass die Ruten früher aus Stahl gewesen sein könnten. Auf einem Bild von 1910 ist dies zu erahnen.
Nun hat sich die Stadt überlegt, die Rute — also den Teil der Flügel, an den die Flügelflächen angebracht werden — als Stahlhohlkörper anfertigen zu lassen.
Das bietet aus Sicht der Stadt einige Vorteile. Eine regelmäßige Drehbarkeit des Flügelkreuzes erhöht die Lebensdauer der Flügel, da Staunässe vermieden wird und die Holzelemente „trocken“ drehen können. Es macht eine Belüftung der Gesamtkonstruktion möglich. Eine Stahlausführung der Ruten mit Holzelementen — in einer leichten, harzreichen Art mit hoher Elastizität wie Kiefer oder Lärche — würde eine längere Lebensdauer bedeuten. Zudem wäre die Stahl-Variante filigraner und würde dem Wind weniger Angriffsfläche bieten.
Wenn man aber nun schon ein neues Flügelkreuz einbauen muss, so will man dies doch so machen, dass sich dieses wenigstens theoretisch drehen könnte, so Gudrun Holzmann. Bei der Streuff-Mühle in St. Tönis habe man mit den Stahl-Flügeln bereits gute Erfahrungen gemacht, so Holzmann.
Einige Details dazu werden nun, nachdem die Politik ihr Einverständnis signalisiert hat, geklärt werden. Zum Beispiel, welchen Stahl und welches Holz man genau verwenden wolle. Außerdem werde man von einem Statiker alles ganz genau berechnen lassen, so Hochbaumamtsleiter Christian von Oppenkowski.
Die Stadt kalkuliert Kosten in Höhe von 38 000 Euro.