Eine Alpen-Solaranlage — geht das?

Bei „Jugend forscht“ in Krefeld präsentierten hunderte Schüler ihre Projekte. Mit dabei waren auch junge Forscher aus Kempen und Tönisvorst.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Wir haben festgestellt, dass erst Kundschafterinnen beide Nahrungsquellen untersucht und dann Sammlerinnen die qualitativ hochwertigere Nahrung geholt haben — unabhängig vom Weg“, berichtet Lea Rachel Rieskamp. Die 17-Jährige hat zusammen mit ihrer Freundin Felicia Michael das Verhalten von Ameisen untersucht. Die Fragestellung lautete: Wägen Ameisen zwischen Aufwand und Ertrag bei der Nahrungssuche ab?

Nur so zum Spaß haben die beiden Schülerinnen des Krefelder Gymnasiums Fabritianum die fleißigen Tierchen jedoch nicht unter die Lupe genommen. Es handelt sich um ein Projekt des Nachwuchsforscherwettbewerbs „Jugend forscht“, der von der Unternehmerschaft Niederrhein durchgeführt wird. 186 Projekte von insgesamt 358 wurden am Dienstag im Seidenweberhaus und im gegenüberliegenden Krefelder Stadttheater ausgestellt. Die Teilnehmer kamen aus dem Raum Krefeld, Viersen, Heinsberg, Kleve, Mönchengladbach, Neuss, Wesel, Bergheim und Wuppertal. Damit ist der Regionalwettbewerb der größte dieser Art in Deutschland. Die Projekte werden den sieben Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaft, Mathe/Informatik, Physik und Technik zugeordnet.

Nachwuchsforscher bis 14 Jahre fallen in die Kategorie „Schüler experimentieren“, Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren bilden die Gruppe „Jugend forscht“. Bewertet werden die Arbeiten von einer unabhängigen Jury, die sich aus Lehrern, Professoren und Vertretern aus der Wirtschaft zusammensetzt. Die Jury darf insgesamt zehn erste Plätze vergeben. Diese jungen Forscher dürfen dann am Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ teilnehmen. Danach folgt der Bundeswettbewerb.

Die Arbeiten im Seidenweberhaus und im Theater sind so unterschiedlich wie die Teilnehmer selbst, doch eines haben sie alle gemeinsam, sie sind verdammt stolz auf ihr Projekt. Da sind zum Beispiel der zwölfjährige Magnus Wengeler und der zehnjährige Linus Czaja von der Gesamtschule Krefeld-Uerdingen, die das Verhalten von Humboldt-Pinguinen untersucht haben. Drei Mal sind sie für zwei Stunden in den Zoo gegangen und haben beobachtet, wie sich die Tiere putzen. „Wir haben festgestellt, dass sie sich unter Wasser gegenseitig putzen, aber an Land ausschließlich alleine“, berichtet Magnus. Gerne würden sie die Pinguine auch in der freien Wildbahn untersuchen, dafür müssten sie jedoch nach Peru oder Chile.

Je älter die Teilnehmer, desto komplexer meist die Projekte. Der 17-jährige Oliver Öqvist hat sich an der Herstellung von Ferrofluid versucht, einer magnetischen Flüssigkeit. „Ein solches Fluid kann in der Krebsbekämpfung eingesetzt werden. Die Eisenpartikel in der Flüssigkeit werden mit einem Chemo-Medikament versetzt und dann durch Magnetfelder an bestimmten Stellen im Körper angereichert“, erklärt der Schüler des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD) in Kempen. Leider ist das Fluid bei dem Versuch der Herstellung verklumpt, aber Forscher müssen schließlich auch Rückschläge verkraften.

Aktuell immer wieder in der Diskussion: Glyphosat. Wie schädlich sich das Mittel auf Mikroorganismen auswirkt, haben Hui Hui Ye und Hanna Heppner untersucht. Hui Hui kommt von der Rupert-Neudeck-Gesamtschule Tönisvorst, Hanna vom Michael-Ende-Gymnasium Tönisvorst. Die 15-Jährigen haben Glyphosat mit einem Hefepilz gemischt und untersucht, ob dieser weiterhin Kohlendioxid produziert. Das Ergebnis: Unter dem Einfluss von Glyphosat werden die Mikroorganismen derart beschädigt, dass der Pilz seine Arbeit einstellt und kein Kohlendioxid mehr produziert wird. „Wir würden jetzt noch gerne weiter forschen, um herauszufinden, ab welcher Konzentration Glyphosat die Mikroorganismen beschädigt“, erzählt Hui Hui. Klingt nach einer Teilnahme bei „Jugend forscht 2019“, was nicht ungewöhnlich wäre, denn „25 Prozent der Teilnehmer kommen wieder“, weiß Wettbewerbsleiter Thomas Zöllner.

Vielleicht kommen auch Moritz von Basum und Justus von Hugo wieder. Die 14-jährigen Schüler des Kempener LvD haben untersucht, ob es sich lohnen würde, Solaranlagen in den Alpen zu installieren. Eine genaue Kostenkalkulation sei zu aufwendig gewesen, deshalb haben sie lediglich die Vor- und Nachteile aufgeführt. „Wir sagen, es wird schwierig, es lohnenswert umzusetzen“, verkündet Moritz das Ergebnis. Ihr Stand ist aber schon alleine wegen des liebevollen Modells sehenswert. Justus: „Gut zwei Wochen haben wir daran gearbeitet.“ Die Gewinner werden wir in der morgigen Ausgabe mitteilen.