Zwei Kempener Laienbühnen in Corona-Zeiten Amateurtheater bereiten sich schon auf das Jahr 2021 vor
St. Hubert/Tönisberg. · Die beiden Kempener Amateurtheater, die „Kendel-Bühne“ in St. Hubert und die „Bretterbühne“ in Tönisberg, müssen ihre Aufführungen aufs kommende Jahr 2021 verschieben. In Tönisberg hatte dies nichts mit Corona zu tun. Im Pfarrsaal, wo immer die Proben stattfinden, ist vorübergehend eine Kita-Gruppe untergebracht.
Eigentlich habe das Jahr 2020 für die 23 Mitglieder der Kendel-Bühne St. Hubert ganz normal begonnen, erzählt der Vorsitzende des Amateurtheaters, Johannes Dicks. Die Rechte an dem Stück „Jakob der Letzte“ von Claus Bisle waren erworben, die Schauspieler hielten die Drehbücher schon in ihren Händen. Das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen der Kendel-Bühne stand an und sollte mit der Premiere im November gefeiert werden.
Und dann kam alles anders, wie man weiß. Mit der sich ausbreitenden Corona-Pandemie wurde schnell klar: „Nein, wir spielen nicht.“ „Zehn Leute auf der Bühne – das geht ohne Abstand nicht“, erklärt Johannes Dicks. Und dann die Ungewissheiten bezüglich der zugelassenen Menge an Besuchern: „330 Zuschauer passen ins Forum St. Hubert. Wenn da nur 50 säßen: Da käme überhaupt keine Stimmung auf.“
Also fasste der Verein schweren Herzens den Entschluss, das Jubiläumsstück erst im Herbst 2021 aufzuführen. „Ich geh davon aus, dass die Sache dann vom Tisch ist“, beurteilt Dicks ganz optimistisch den Verlauf der Corona-Pandemie.
In der Zeit des Kontaktverbotes „trafen“ die Schauspieler einander nur am Telefon. Um die Zeit bis zur regulären Probenzeit für das Stück im kommenden Jahr zu überbrücken – schließlich freuen sich die gut 15 schauspielernden Vereinsmitglieder ungeduldig aufs gemeinsame Spielen – hat sich der Verein nun etwas Besonderes ausgedacht.
Probenraum bietet genug
Platz für die Laienschauspieler
„Im August beginnen spezielle Proben, die mit dem Stück zunächst wenig zu tun haben“, beschreibt Dicks das, was er „Achtsamkeitsübungen“ nennt. Da wird mit der Spontanität der Schauspieler experimentiert, da wird eingeübt, wie erkannt werden kann, wenn ein Kollege seinen Text vergessen hat und wie der andere ihm da heraushelfen kann. Der Probenraum im alten Schultrakt von St. Hubert, der etwa 100 Quadratmeter groß ist, wird dann leergeräumt sein und genügend Platz für die zehn bis 15 Laienschauspieler bieten.
Auch die Bretterbühne Tönisberg musste im März acht Vorstellungen absagen. Dies hatte aber nichts mit der Corona-Pandemie zu tun, sondern vielmehr mit dem verzögerten Umbau der Katholischen Kindertagesstätte in der Nachbarschaft. Diese nämlich benötigte als Ausweichort das katholische Pfarrheim an der Bergstraße, genau der Ort, an dem die Bretterbühne ihre Aufführungen präsentiert. Einen alternativen Raum für die Theateraufführungen zu finden, war nicht möglich. Die Bretterbühne hat etwa 25 Mitglieder zwischen 20 und 60 Jahren, von denen acht bis zehn auf die Bühne gehen. Der Vorsitzende Frank Heesen sucht die Stücke aus, Regisseurin Marion Leinders stellt die Truppe zusammen. Das war auch alles schon geschehen, erzählt Maximilian Thelen aus dem Ensemble. „Die Absage war traurig, wir treten ja jedes Jahr achtmal vor 120 Zuschauern auf.“
Aber die Bretterbühne-Spieler bleiben positiv: „Neues Jahr, neues Stück“, sagt Thelen. Das Stück ist bereits ausgewählt, die Besetzung so gut wie geklärt, im Herbst beginnen die Proben. Es sind nicht nur, so erzählt Thelen, die Proben und Aufführungen, die den Vereinsmitgliedern fehlen. Der Verein veranstaltet auch gemeinsame Tagestouren und ein Sommergrillen. Das alles fiel aus. Tatsächlich wegen Corona.