Freilichtmuseum in Grefrath Märchen zogen Kinder in ihren Bann
Grefrath · Bei traumhaftem Wetter lud das Niederrheinische Freilichtmuseum Grefrath Klein und Groß zu einem märchenhaften Tag ein.
Eine silberne Rüstung, dazu ein langes, spitzes Schwert und Panzerhandschuhe: Der Drachenjäger heißt die Besucher am Eingang des Niederrheinischen Freilichtmuseums willkommen. Jedes Kind, das möchte, darf das Schwert von knapp zwei Kilogramm kurz halten. „Habt ihr schon von dem gefährlichen Drachen gehört, liebe Kinder?“, fragt er mit geheimnisvollem Unterton. Er deutet den Weg Richtung Gerberei.
Auch in diesem Jahr zieht der Märchentag wieder mehrere Hundert Besucher nach Grefrath. Die Kinder bewegen sich mit ihren Eltern oder Großeltern von einer Station zur nächsten. Viele davon sind dem Wunsch des Veranstalters gefolgt und haben sich als Prinzessin, Robin Hood, Hexen oder Zauberer verkleidet. Auch die fünfjährige Thea Hubertz ist mit ihren Eltern Tanja und Martin zum Märchentag gekommen: „Wir haben eine Fahrradtour hierhin gemacht“, erzählen die Hubertz, die aus Süchteln kommen. Fröhlich dreht sich Thea in ihrem „Elsa-Kleid“ und versteckt ihr Gesicht hinter dem hellblauen Tüll. Von oben schüttelt Frau Holle die Betten. Doch bei knapp 30 Grad Außentemperatur ist klar: „Da kann kein Schnee runterkommen“, weiß das Mädchen. Stattdessen tanzen die Kinder unter Hunderten von Seifenblasen, die aus einer großen Seifenblasenmaschine auf sie hinunterfallen. Viele nutzen das Angebot am Märchentag und basteln selbst Röhrchen, womit sie herrliche Seifenblasen herstellen.
Ganz leise müssen die Besucher jetzt sein. Denn in der Gerberei wacht ein gefährlicher Drache. „Er wurde schon in den Wassergräben der Dorenburg gesichtet, ihr müsst das Biest erlegen“, ruft eine alte Dame den vorbeigehenden Besuchern zu. Alexander ist noch unsicher, ob er wirklich eintreten soll. Im Zelt gegenüber vom Eingang können sich die kleinen Besucher als Drachenjäger oder Drachenjägerin bewerben. Wie das geht? „Einfach eure Unterschrift hier in dieses Buch setzen“, heißt es. Aber natürlich nicht mit einem gewöhnlichen Stift aus der Neuzeit, sondern mit einer langen weißen Feder, die in blaue Tinte getunkt wird. In der Gerberei ist nur das laute Schnarchen des Drachen zu hören, der die drei goldenen Eier bewacht. Dem fünfjährigen Alexander aus Kempen ist noch mulmig zumute, aber er traut sich schließlich und kommt am Ausgang der Gerberei wieder an, ohne vom Drachen gefressen worden zu sein.
„Es ist ganz schön heiß heute“, sagt Verena Wefers und fächert sich Luft zu, während die Schlange am Eiswagen kein Ende zu haben, scheint. Rapunzel ist dieses Jahr mit von der Partie und lässt ihr Haar an der Dorenburg herunter. Doch um hochzukommen, müssen die Kinder hohe Türme aus Holzklötzen bauen.
Auf den Bänken im Freilichtmuseum legen Familien und Paare gerne einen Stopp ein. Einige haben Snacks für ein Picknick dabei. Andere suchen sich ein schattiges Plätzchen an den verschiedenen Stationen, wo Decken vom Museum ausliegen. Die Stimme von Märchenerzählerin Birgit Fritz wirkt beruhigend, und spannend ist ihre Geschichte von der kleinen Schildkröte und dem Elefanten. Selbst die Kleinsten hocken auf den Bänken vor der Erzählerin und hören aufmerksam zu, wie sie ihre Stimme verstellt und die Rollen wechselt.
Gerade läuft auf der großen Wiese am Eingang noch der Soundcheck vom Niederrheintheater. Die ersten neugierigen Besucher bleiben stehen und lauschen den Aufbauarbeiten sowie Soundproben zu „Schneewittchen“, was am späten Nachmittag aufgeführt wird. Verena Bill und Michael Koenen begeistern mit ihrer mitreißenden Fassung vom Märchen-Klassiker „Schneewittchen“. „Dass zwei Schauspieler in so viele Rollen schlüpfen können, ist wirklich beeindruckend“, flüstert die Nettetalerin Verena Wefers leise, um die anderen Zuschauer nicht zu stören.
Die Kinder (4 und 6 Jahre) von Verena Wefers haben sich „müde gespielt“. „Wir wollen noch eine Runde aufs Schiff“, rufen sie und sind weg. Es war der erste Märchentag von der 36-Jährigen und ihren beiden Jungs in Grefrath. Ihr Fazit: „Es war sehr schön, wir kommen nächstes Jahr sicher wieder.“