Mariendonker Krippe: Prophet und Löwe sind neu in der Krippe
Die Stallszene in der Krypta umfasst 32 Figuren und wird jährlich größer. Das lockt zu Weihnachten viele Besucher an.
Mülhausen. Die Mariendonker Krippe steht. Wie in jedem Jahr beherbergt die Krypta der Abtei die biblischen Figuren, die den Besuchern die christliche Geschichte erzählen sollen. Das tun sie in aller Stille, hier, an diesem Ort der Stille. „Obwohl“, verrät Schwester Clara, „wenn wir am 24. Dezember die Türen öffnen und zum Anschauen der Krippe einladen, dann geht es hier drunter und drüber.“
Sie kennt den Besucherandrang und freut sich. „Schließlich ist es unsere Pflicht.“ Damit meint Schwester Clara ihre Mitschwestern und sich selbst, „den Menschen ihre Kultur und auch ihre christliche Geschichte näher zu bringen“. In dieser schnelllebigen Zeit suchen die Menschen nach Sicherheit und nach Heimat, dem Gefühl, anzukommen. „Ich glaube, wir sind einfach nicht für dieses Schnelle und Hektische gemacht“, so Schwester Clara, und die Besucherzahlen der Krippe bestätigen sie darin.
„Denn“, so erklärt sie, „für viele Menschen gehört der Besuch der Krippe inzwischen zum Weihnachtsfest dazu — ein Ritual.“ Viele kämen mit der ganzen Familie, vor allem Kindern an Heiligabend oder über die Feiertage, einige kämen alleine — aber alle kommen, um diese außergewöhnliche Krippe zu bewundern.
Denn wer hier die klassische Krippe mit heiliger Familie im Stall, Tieren und den heiligen drei Königen erwartet, wird überrascht. „Die Weihnachtsgeschichte erzählt so viel mehr. Sie beginnt schon weit vorher, im Alten Testament“, sagt Schwester Clara. Und das soll die Krippe mit ihren Figuren erzählen. Jesus sei schließlich nicht einfach vom Himmel gefallen.
Schwester Judith (76) begann 1993 mit dem Modellieren der ersten Puppe. Bileam — er kündigt das Kommen des Messias an — war die erste Figur, die Schwester Judith schuf. Seitdem kommt jedes Jahr eine weitere Figur dazu. Gleich nach Bileam war das die Heilige Familie und in diesem Jahr der Prophet Daniel mit einem Löwen. Inzwischen sind es 32 Figuren und neun Tiere.
In rund zwölf Stunden „schafft“ Schwester Judith so eine Figur — aus präpariertem Sägemehlpulver. Schwester Regina, die in der Paramentenwerkstatt selbst Stoffe herstellt und sonst für Gewänder und Altardecken zuständig ist, zieht die Figuren an.
Und so entstehen kleine Kunstwerke, die liebevoll und detailgetreu gestaltet sind. „Mit der Krippe wollen wir unsere christlichen Wurzeln erklären, aber auch erinnern, dass Mariendonk hier in diese Region gehört und wir Gastfreundschaft leben“, so Schwester Clara. Über Weihnachten haben die 33 Schwestern in Mariendonk zwölf Gäste, die dort Ruhe oder Gemeinschaft suchen.