Kempen Neue Frisur für die Kopfweiden

Ein Gartentrupp des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) hat die Triebe alter Weiden in Tönisberg geschnitten.

Foto: Kurt Lübke

Tönisberg. Eine „Frisur“ ist wirklich nicht mehr an den knorrigen Kopfweiden zu erkennen. Janusz, Michaela, Dieter, Petra und Dirk, ein Gartentrupp des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ), sind am Rand von Tönisberg dabei, die Triebe der alten Weiden zu schneiden. Früher wurden diese Ruten vor allem als Flechtmaterial und zum Besenbinden benutzt.

Heutzutage macht dies kaum noch jemand, geht es damit, so auch in Tönisberg, erst einmal in den Schredder: Anschließend kann das Gehäckselte beispielsweise als schützendes Mulch für die Gartenböden verwendet werden. Einige Vertreter des Kreises Viersen, angeführt von Umweltdezernent Andreas Budde, sind bei dem Außentermin dabei. Auch um darauf hinzuweisen, dass das HPZ seit 2003 diesen Kopfweidenschnitt an bis zu 60 Standorten im Kreisgebiet erledigt.

„Diese Zusammenarbeit hat sich auch auf der gesamten Niersniederung und im Kempener Raum bewährt.“ Budde hebt außerdem hervor, dass diese Bäume heutzutage für den Natur- und Artenschutz von großer Bedeutung seien. Denn in den ausgehöhlten Stämmen sind schon längst Lebensräume für Insekten und Kleintiere entstanden, für den Steinkauz oder als Brut- und Schlafplätze für Fledermäuse. Im Tönisberger Außenbereich Siebenhäuser geht jetzt so langsam der Pflegeschnitt für diesem Winter zu Ende, spätestens Ende Februar muss alles erledigt sein.

Etwa seit 1991 hatte Klaus Hamacher, Mitarbeiter in der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen, mit dem Anlegen einer Kopfweiden-Datei begonnen. Darin sind mittlerweile rund 4000 erhaltenswerte Kopfweiden erfasst, die in der Regel in einem Rhythmus von fünf bis acht Jahren beigeschnitten werden.

Von dem Fortgang der Arbeiten überzeugt sich ferner Reinhard Bräutigam, stellvertretender Abteilungsleiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises. Etwa 400 Weiden wurden durchschnittlich in den Vorjahren bearbeitet, abhängig ist die Zahl von den finanziellen Mitteln. In diesem Winter waren es bislang nur etwa 200 dieser Bäume, die mit die niederrheinische Landschaft prägen. Vom Land und von der EU gibt es dafür Zuschüsse von rund 60 E uro pro Baum. Aus eigenen Mitteln bringt der Kreis noch weitere 20 Prozent der Restkosten auf.

„Das ist längst nicht alles, was wir erledigen“, sagt Friedbert Hermes, der beim HPZ der Geschäftsleiter für die Produktion und für den Vertrieb ist. Allein für die Garten- und Landschaftspflege sind das ganze Jahr über nahezu rund 100 Mitarbeiter im Einsatz, verteilt auf Standorte in Kempen, Tönisvorst, Krefeld und Breyell. Allein vier bis fünf Trupps seien, bestätigt der stellvertretende HPZ-Abteilungsleiter, Michael Kaiser, für die Schnitt- und Pflegearbeiten zuständig, so vor allem auf öffentlichem Grün, in Parks, im Außengelände von Krankenhäusern oder in weiteren Außenbereichen. „Wir sind dem Kreis Viersen dankbar, dass er uns auf diese Art zu einem effektiven und guten Winterdienst verhilft“, kommentiert HPZ-Abteilungsleiter Heinz Schmidt.

Der Trupp ist eingespielt und in diesem Tönisberger Sektor schnell mit der Arbeit fertig. Die meisten Arbeiten werden durch Muskelkraft erledigt. Denn oftmals liegen Pflegebereiche in feuchten Gebieten und sind schwer mit den Fahrzeugen zu erreichen, so dass die geschnittenen Äste häufig manuell von den Wiesen und Weiden geschnitten und erst noch zum Häcksler transportiert werden müssen. Ihre kahle „Frisur“ werden wohl die bis zu 100 Jahre alten Kopfweiden in den nächsten Wochen behalten. Die ersten frischen Triebe sprießen dann wieder ab dem Frühjahr.