Buchvorstellung Zeichnungen aus der Gefangenschaft

Grefrath · Ein neues Buch zu den Erinnerungen des Grefrathers Gottfried Sleegers an Auschwitz ist erschienen.

In der Gefangenschaft in Auschwitz fertigte Gottfried Sleegers mehrere Zeichnungen an.

Foto: Familie Sleegers

(akn) „Auschwitz“ – ein Name, der wie kein anderer für Entsetzliches steht – für den größten Massenmord der Geschichte und für fabrikmäßige Tötung. Für Menschenverachtung und Rassismus in ihrer ausgeprägtesten Form. Mehr als eine Million Menschen sind hier von den Nazis ermordet wurden – vor allem, weil sie Juden oder sogenannte Zigeuner waren – oder als „slawische Untermenschen“ galten. Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden von der Roten Armee befreit. Seit 1996 wird an diesem Tag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

Was heute kaum einer weiß: Wenige Monate, nachdem die Sowjets die letzten KZ-Häftlinge befreit hatten, brachten sie im Stammlager Auschwitz sowie in Auschwitz-Birkenau deutsche Kriegsgefangene unter, dazu deutsche Zivilisten, die mit dem Nazi-Regime zusammengearbeitet hatten, und Polen, die in Opposition zur sowjetischen Besatzung standen, insgesamt 12 000 Inhaftierte. Das im Stammlager Auschwitz installierte Lager wurde im Herbst 1945 aufgelöst, das in Birkenau folgte im Frühjahr 1946. Bis Mai 1946 starben in diesen beiden Lagern etwa 150 Internierte.

Einer der deutschen Kriegsgefangenen war Gottfried Sleegers aus Grefrath. 1944 war der 45-Jährige, bis dahin Musterzeichner in der Plüschweberei in Grefrath, zur Wehrmacht einberufen worden. Am 9. Mai 1945 – in Berlin-Karlshorst hatte in der Nacht zuvor die Wehrmacht ihre Kapitulation unterzeichnet – hatten die Russen den Grefrather gefangen genommen. Nach wochenlangem Fußmarsch und Bahntransport kam Sleegers am 13. Juni in Auschwitz an. Am 2. September 1945 wurde der Grefrather aus der Gefangenschaft entlassen; zwei Wochen später kehrte er in seine niederrheinische Heimat zurück. Was er in den knapp drei Monaten Auschwitz-Internierung erlebt hatte, trug Gottfried Sleegers in Tagebuchnotizen und Zeichnungen bei sich: einzigartige Dokumente.

Erst 2018, als Gottfrieds Sohn Herbert Sleegers, Leiter der Grundschule in Kempen-St. Hubert, gestorben war, fand man die Zeichnungen über die Gefangenschaft in dessen Nachlass auf. Gottfried Sleegers’ Sohn Theo bewahrte zwei Tagebücher seines Vaters von 1945 auf. Er und seine Enkelinnen Angela Sleegers und Andrea, verheiratete Leupers, trugen die Zeugnisse einer schlimmen Zeit zusammen. Daraus ist jetzt ein Buch geworden, das in der Grefrather Buchhandlung Karl Groß (gross-grefrath@t-online.de) erworben werden kann. Zeichnungen und Tagebücher werden heute im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn aufbewahrt.

In der Grefrather Buchhandlung Karl Groß (gross-grefrath@t-online.de) können Interessierte das Buch „Gottfried Sleegers – Kriegsjahr 1945“ (172 Seiten, DIN A4) für 39,95 Euro erwerben. Es ist im via verbis verlag Taufkirchen unter der ISBN 978-3-933902-56-6 erschienen.

(akn)