Die WZ öffnet Türen Reise des Grefrather Wassers beginnt in Hinsbeck
Die WZ öffnet Türen — heute ist es die des Grefrather Wasserwerks. Wir begleiten den Weg des kühlen Nasses bis in die Dusche.
Grefrath. Um 6 Uhr klingelt der Wecker, aufstehen, mit verschlafenen Augen geht’s ins Bad, Schlafanzug aus und ab unter die warme Dusche. Diesen Vorgang gibt es in Deutschland täglich millionenfach. Jeder verlässt sich darauf, dass das Wasser aus der Dusche kommt, wenn der Hahn aufgedreht wird. Und dass es den Qualitätsstandards entspricht. Damit das Trinkwasser in Grefrath, Kempen und Nettetal diesen Standards gerecht wird, sind Christian Plaßmann und sein Team 365 Tage im Jahr im Einsatz. Plaßmann ist Technischer Leiter beim Unternehmen Kommunale Partner Wasser (KPW) — ein Zusammenschluss der Stadwerke Kempen und Nettetal sowie der Gemeindewerke Grefrath. KPW betreibt die Wasserwerke in Kempen, Grefrath und Nettetal.
Adventsserie: Die WZ öffnet Türen
„Wir kümmern uns um die Trinkwassergewinnung in den drei Kommunen“, sagt Plaßmann, kurz nachdem er für die WZ die Tür zum Grefrather Wasserwerk geöffnet hat. Was im eher pragmatischen Gebäude an der Vinkrather Straße unspektakulär aussieht, ist in Wahrheit ein komplexer Vorgang, bei dem viele chemische und ökologische Aspekte in den Blick genommen werden.
Die Reise des Wassers, das rund 15 000 Grefrather täglich zu sich nehmen oder zum Waschen und Kochen verwenden, beginnt in Hinsbeck am Golfplatz. Dort sind die Grundwasserbrunnen für die Gemeinde Grefrath. „Wir holen uns das Wasser in Hinsbeck, weil die Aufbereitung des Grundwassers am Standort Grefrath zu aufwändig wäre“, so Plaßmann. Das liege an der Beschaffenheit des Untergrunds, der in der Niersgemeinde zum Teil sandiger sei. Qualitative Vorteile sprechen laut Plaßmann für das Nettetaler Wasser in rund 100 Metern Tiefe. Dafür nehme man den Weg durch rund sieben Kilometer lange Rohre bis zum Grefrather Wasserwerk in Kauf.
An der Vinkrather Straße angekommen, fließt das Grundwasser in eine Filteranlage. In dieser wird das kühle Nass unter anderem von den Stoffen Eisen und Mangan befreit. Die Filtration, also Aufbereitung des Grundwassers erfolgt unter anderem mit Hilfe und eines „halbgebrannten Dolomit“.
Das gewaschene Wasser — der Wortwitz sei an dieser Stelle erlaubt — fließt dann einen sogenannten Rieseler. „Zu diesem Zeitpunkt hat das Wasser immer noch Kohlensäure“, sagt der Technische Leiter. Und diese müsse raus. Das geschieht durchs Rieseln in der Anlage. Vergleichbar sei dieser Vorgang mit dem Schütteln einer Mineralwasserflasche. „Dann entweicht die Kohlensäure ja auch“, so der Fachmann.
Ohne Kohlensäure ist die Flüssigkeit das fertige Trinkwasser. Dieses wird in einem 2500 Kubikmeter großen Vorratstank „zwischengelagert“. Aus diesem Tank ziehen sich die Pumpen dann das Trinkwasser, das nach Bedarf in die Haushalte fließt. „Je mehr Wasser angefordert wird, umso mehr Pumpen laufen hier“, sagt Plaßmann. In der Regel gebe es drei Stoßzeiten. Morgens zwischen 6 und 9 Uhr, wenn die Menschen aufstehen und sich dann waschen. Die Hauptabnahmezeit ist laut Christian Plaßmann die Mittagszeit, wenn unter anderem gekocht und gewaschen wird. Abends, wenn die Kunden Feierabend haben, geht der Verbrauch dann noch einmal in die Höhe. „Im Schnitt verbrauchen 15 000 Grefrather pro Tag etwa 2000 Kubikmeter.“ Das entspricht zwei Millionen Litern.
Wenn die Kunden ihr Wasser aus dem Hahn holen, ist die Arbeit der Anlage im Wasserwerk noch nicht beendet. Schließlich müssen die Filteranlagen noch von Stoffen befreit werden — vor allem vom Eisen. Das geschieht in einer weiteren Spezialanlage. Und das übrig gebliebene Wasser fließt wieder in den Grund. „Das wäre dann der Kreislauf, den unsere Maschinen täglich bewältigen“, so Plaßmann. Ganz schön aufwendig. Vielleicht denken Sie mal drüber nach, wenn Sie heute unter die Dusche gehen oder sich ein Glas Wasser aus dem Hahn holen.