Zehn Millionen für die Sanierung der Burg
Nächste Woche legt die Stadtverwaltung der Politik eine Studie zur möglichen Übernahme des Wahrzeichens vor. Es geht um den Umbau nach Kempener Wünschen: Gastronomie, Standesamt und VHS.
Kempen. Sollte sich die Stadt Kempen zur Übernahme der Burg entschließen, wird dies ein teurer Spaß. Aus der lang ersehnten Machbarkeitsstudie unter dem Titel „Bürgerburg Kempen“ geht hervor, dass eine Sanierung beziehungsweise ein Umbau nach städtischem Konzept zwischen „7,12 und 10,68 Millionen Euro“ kosten könnte. Mit dieser Summe würde im Denkmal Platz für einen gastronomischen Betrieb, das städtische Standesamt, die Kreisvolkshochschule (VHS) sowie für Versammlungs- und Konferenzräume geschaffen. Auf diese Ideen hatte sich die Stadt mit dem Kreis Viersen (Noch-Inhaber und über die VHS möglicher künftiger Hauptmieter) im Vorfeld der Machbarkeitsstudie durch das Dortmunder Büro Assmann verständigt.
Analyse
Details der Studie wollen die Assmann-Berater am Dienstag, 19. Dezember, in der Sitzung des Stadtrates präsentieren. Aus der Kurzfassung der Studie, die im Ratsinformationssystem auf kempen.de zu finden ist, gehen aber schon diverse bauliche Aspekte hervor. Rund 4,3 Millionen müssten investiert werden, damit die ehemalige kurkölnische Festung den neuesten Ansprüchen der Baukonstruktion entspricht. Dazu gehören unter anderem der Innenausbau, neue Fenster und auch ein Aufzug.
Mit weiteren 2,5 Millionen Euro rechnet Assman bei der technischen Sanierung des Gebäudes. So müsste zum Beispiel die Sanitärinstallation komplett erneuert werden. Hinzu käme die Einrichtung einer „Vollküche“ für den gewünschten Gastronomiebetrieb. Erneuert werden müssten zudem die Anlagen für Strom, Beleuchtung, Telekommunikation und EDV sowie Brandschutz. Die weiteren Kosten verteilen sich in der Studie auf die Außenanlagen und sogenannte Baunebenkosten. Zudem behält sich Assmann eine Kostenschwankungsbreite von „plus/minus 20 Prozent“ vor, was zur Spanne von 7,12 bis 10,68 Millionen Euro führt.
Mit diesen Zahlen und ersten Grundrissen haben Politik und Verwaltung in Kempen nun eine Basis für das weitere Vorgehen. In der Thomasstadt müssen sich die Verantwortlichen nun entscheiden, ob man sich die Burg, das wohl bedeutendste Denkmal Kempens, leisten kann und will.
Die Ausgangslage bei allen Überlegungen ist klar: Der Kreis Viersen will die Burg in jedem Fall abstoßen. Es ist beschlossen, dass das Kreisarchiv spätestens Anfang 2021 in einen Neubau nach Dülken umziehen wird. Nach Ansicht des Kreises entspricht die Burg nicht mehr den Anforderungen eines modernen Archives. Um diesen Umzug hatte es viele Monate Diskussionen und Streit zwischen Kempen und dem Kreis gegeben. Letzlich sprachen sich die Politiker des Kreises für die Idee von Landrat Andreas Coenen aus, am Dülkener Randsberg neuzubauen.
Zur Zukunft der Burg hatte der Kreis bereits eine Studie bei der Assmann-Gruppe in Auftrag gegeben. Bei dieser Markterkundung ging es um die Akquise privatwirtschaftlicher Investoren. Nach Angaben des Kreises Viersen gab es Interesse von Investoren. Konkret geäußert hat sich dazu aber bislang niemand.
Im Zusammenhang mit der Burg wird schon seit Jahrzehnten über die Ansiedlung eines Hotels spekuliert, das Kempen nach Ansicht von Wirtschafts- und Tourismusexperten dringend benötigt. Auch derzeit fällt der Begriff „Burg“ wieder in der Hotel-Debatte.
In dieser hat Kempens Marketingreferent Christoph Dellmans jüngst im Liegenschaftsausschuss eine Analyse vorgestellt. Daraus gehen verschiedene Aspekte hervor, die eine Immobilie für ein 50-70-Betten-Hotel haben müsste. Einige davon passen zur Burg bzw. zu den derzeitigen Umbauideen: Restaurant/Café mit Außengastronomie, Standesamt. Was ganz und gar nicht zur Burg passt, ist die Voraussetzung „Modernes Design“. Insofern bleibt in der Hotel-Diskussion vieles Spekulation.
Konkret werden will die Stadt Kempen aber mit Blick auf die kommunale Burg-Übernahme am 6. Februar. Dann wird es eine Sondersitzung zum Thema geben. Wie man aus Kreisen der Verwaltung hört, gibt es diese Sitzung vor allem deshalb, weil der Kreis Viersen Klarheit haben möchte, um nach einer möglichen städtischen Absage den privatwirtschaftlichen Weg zu beschreiten.