Schreckschuss-Anlagen stören Anwohner im Hagelkreuz-Viertel
Die Kanonen auf einem Feld an der Straelener Straße sorgen wieder für Unmut. Ein Gerät musste bereits versetzt werden.
Kempen. „Im vergangenen Jahr war es ruhig. Jetzt ist die Situation aber wieder unerträglich.“ Mit diesen Worten beschreibt ein Anwohner des Hagelkreuz-Viertels (Name der Redaktion bekannt) die Lautstärke von Schreckschuss-Anlagen auf einem Feld an der Straelener Straße.
Bereits 2011 hatten der Anwohner und andere Kempener im Norden und Süden der Stadt mehrfach Anzeige beim Ordnungsamt erstattet: Die Kanonen, mit denen einige Landwirte im Frühjahr Vögel von ihren Feldern vertreiben, seien zu laut und würden zu häufig Warnschüsse abfeuern. Auch die Ruhezeiten (zwischen 22 und 6 Uhr) seien damals nicht eingehalten worden. 2011 hatten die Anzeigen Erfolg: Die Stadt sprach Bußgelder aus, Kanonen wurden konfisziert. Auch die Politik war damals mit im Boot — verschiedene Vertreter der Fraktionen suchten das Gespräch mit Bauern und Anwohnern. Mit dem Ergebnis: Ruhe in 2012.
„Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Das Hagelkreuz-Viertel ist wieder unter Beschuss“, berichtet der Anwohner. „Seit April sind an der Straelener Straße wieder solche Kanonen im Einsatz — mit steigender Intensität.“ Besonders abends und an den Wochenenden empfindet der Kempener die „Böllerei als extrem störend“: „Alle 15 Minuten drei Schüsse — das ist eine Zumutung.“
Aus seiner Sicht ist eine Anlage an der Straelener Straße besonders störend: „Dieses Gerät ist viel zu nah an der Straße und damit am Wohngebiet postiert“, berichtete der Anwohner der WZ am Montagvormittag. Mehrere Nachbarn hätten ihm das bestätigt.
Christoph Dellmans, Stadtsprecher
Parallel zu den Recherchen der WZ wurde das Ordnungsamt aktiv. „Aufgrund der Beschwerde eines Anwohners haben wir den Bereich an der Straelener Straße kontrolliert“, bestätigt Stadtsprecher Christoph Dellmans. Dabei sei festgestellt worden, dass eine Anlage zu nah am Wohngebiet stand. „Diese wurde am Montag versetzt“, so Dellmans. Der Landwirt an der Straelener Straße sei der Aufforderung der Stadt umgehend nachgekommen.
Die Situation rund um die Schreckschuss-Anlagen sieht die Stadt wesentlich gelassener als der Anwohner des Hagelkreuz-Viertels. „Das Ordnungsamt hat das Vorgehen der Landwirte im Blick“, so der Pressesprecher. „Und es ist so, dass sich die Landwirte an die Regeln halten.“ Die Vorgabe des NRW-Umweltamtes, dass zwischen 22 und 6 Uhr nicht geschossen wird, habe die Stadt Kempen in Gesprächen mit den Bauern sogar erweitert. Dellmans: „Es ist sich darauf geeinigt worden, dass die Anlagen nur zwischen 7 und 21 Uhr in Betrieb sind.“ Auch gegen diese Regel sind der Verwaltung laut Dellmans keine Verstöße bekannt.
Gegen die „7-Uhr-Regel“ gibt es allerdings definitiv Verstöße. Als die WZ gestern Morgen vor Ort war, wurden bereits um 6.30 Uhr Schreckschüsse abgefeuert.
Nach Angaben der Verwaltung hält sich auch die Zahl der Anzeigen in diesem Jahr in Grenzen. „Waren es 2011 noch viele Leute, die sich beschwert haben, so ist es in diesem Jahr bislang nur einer“, erklärt Christoph Dellmans. Dies sieht der Anwohner des Hagelkreuz-Viertels anders: „Ich weiß von anderen Kempenern, dass sie auch Anzeige erstattet haben.“