Spanische Klänge in alter Spielart

Improvisation hatte Accademia del Piacere angekündigt — ob dem so war, entzog sich dem Zuhörer.

Spanische Klänge in alter Spielart
Foto: Oscar Romero

Kempen. Improvisation als Wiederentdeckung der historischen Spielweise ist das Motto der Accademia del Piacere aus Sevilla. Jetzt gaben sie davon mit ihrem Programm „Rediscovering Spain — Spanische Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert“ eine Hörprobe in der Paterskirche.

Trotzdem stehen gefüllte Notenständer auf der Bühne. Da stellt sich die Frage: Wird es hör- oder sichtbar, wenn die Musiker improvisieren, denn die geplanten Stücke eines Antonio de Cabezón (1510-1566), Jacobus Arcadelt (1505-1568) oder Santiago de Murcia (1673-1739) kennt vermutlich niemand in der Paterskirche.

Mit dem Stück eines unbekannten Komponisten aus dem 16. Jahrhundert beginnt das Ensemble. Dies sind der musikalische Leiter Fahmi Alqhai (Viola da Gamba) sowie Johanna Rose und Rami Alqhai (Viola da Gamba), Miguel Rincón (Barockgitarre und Theorbe) und Agustín Diassera (Tamburin und Rahmentrommel).

Da fallen im Laufe des Spiels Unterschiede auf, doch es wird für das ungeübte Ohr nicht nachvollziehbar, ob die Musiker bei einem neuen Werk angelangt sind oder ob es sich um markante Wechsel innerhalb eines Stückes handelt. Auch lässt sich kaum verfolgen, ob und wo es sich beim Gespielten um Improvisationen handelt. Dann könnte man intensivere Blickkontakte untereinander erwarten. Eindeutig sind Improvisationen erkennbar, wenn ein Musiker spielt und die anderen die Noten neu sortieren. Aber das kann es ja wohl nicht sein, was spanische Musik des 16./17. Jahrhunderts auszeichnet!

Die Moderation, die der künstlerische Leiter beginnt, als man schon fünf Werke gehört hat, versucht Rose, ins Deutsche zu übersetzen. Entweder ist sie des Spanischen nicht wirklich mächtig oder weiß erstaunlich wenig von der Philosophie des Ensembles, so dass dem Zuhörer auch nicht geholfen ist.

Als es dann im letzten Teil des Konzerts spanische Tänze spielt, lassen sich Improvisationen eher identifizieren, denn die Blickkontakte werden deutlich und es wird hörbar, dass hier die Spielfreude und freie Improvisation hinter den Notenständern ihren Weg findet. Besonders ragt Rincón an der Theorbe und der Barockgitarre heraus. Alqhai weist auf die Einflüsse aus der afrikanischen und lateinamerikanischen Musik hin, die sich in der spanischen Musik des 16./17. Jahrhunderts niederschlagen. Das hat man in der Paterskirche beim Konzert des Ensembles Villancico schon eindrucksvoll wie nachvollziehbar erlebt.

Doch mit ihrem temperamentvollen und virtuosen Spiel schafft die Accademia del Piacere noch einen guten Ausklang und bedankt sich für den Applaus mit zwei tänzerischen Zugaben.