Zehn Kilometer Umweg wegen Baustelle

Verkehr: Ein Engpass in Tönisberg sorgt für Verdruss bei den Autofahrern.

Tönisberg. So weit war es wohl noch nie vom Wartsberg nach Tönisberg. Geografisch gesehen ist zwar alles beim Alten, doch wer die Strecke seit Anfang der Woche mit dem Auto zurücklegen will, muss einen Umweg von etwa zehn Kilometern in Kauf nehmen. Oder illegaler Weise einen nur für Anlieger freigegebenen Wirtschaftsweg nutzen.

Drei Wochen soll die Schaephuysener Straße in beide Richtungen gesperrt bleiben. Der Landesbetrieb Straßenbau legt dort eine Verbindung mit der Vluyner Straße an, eine Spange zwischen Haus Baaken und dem Sportplatz.

"Ich verstehe nicht, warum man die Baustelle nicht wenigstens einspurig befahren kann. Der Schulbus darf da ja auch durch. Platz genug ist also", ärgert sich der Tönisberger Reinhard Grundei. "Alternativ könnte man auch den Wirtschaftsweg freigeben. Das wäre ein Umweg von 500 Metern."

Viermal am Tag fährt der 60-jährige Sachbearbeiter bei der Funkmessstelle der Bundesnetzagentur normalerweise über die Schaephuysener Straße zur Arbeit und wieder zurück. "Der jetzige Umweg ist unzumutbar. Und zwar nicht nur für mich. Die Sportstätten sind vom Ortskern abgekapselt, die Bewohner der Wartsberg-Siedlung können nicht im Ortskern einkaufen." Folge: Der Wirtschaftsweg wird auch ohne Erlaubnis genutzt, die Baustelle abends trotz Straßensperre durchfahren.

Also alles nur Schikane? "Keineswegs", sagt Michael Groß vom Landesbetrieb Straßenbau NRW. "Es käme zu unverhältnismäßig hohen Behinderungen, wenn wir die Baustelle nicht nur für den Schulbus freigeben würden." Nicht nur seien Staus bis ins Zentrum zu vermuten. Auch die Bauzeit könne länger ausfallen, die Kosten steigen.

Aber warum nicht die Wirtschaftswege freigeben? "Die Frequenz würde sich dort stark erhöhen, Straßenschäden wären unvermeidlich. Die Betreiber fordern in solchen Fällen fünf- bis sechsstellige Summen Schadensersatz. Das ist nicht zu finanzieren."

Ort Die Spange verläuft am nördlichen Dorfrand Tönisbergs zwischen Haus Baaken und dem Sportplatz. Sie wird die Vluyner mit der Schaephuysener Straße verbinden.

Ziel Die Spange soll den Ortskern entlasten. Diese Forderung gibt es seit Jahrzehnten. Besonders der Schwerlastverkehr trügt die Idylle des Bergdorfes.

Bauzeit Die Arbeiten am 320 Meter langen Teilstück sollen bis 4. März abgeschlossen sein. Die zweispurige Bahn erhält einen Geh- sowie Radweg.

Kosten 500 000 Euro.

Geschichte Das Bauprojekt hat bereits die rot-grüne Landesregierung angestoßen. Schwarz-Gelb setzt es nun um. Die Bezirksregierung gab im November 2005 grünes Licht.

Kritik Zahlreiche Bewohner der Wartsberg-Siedlung sowie des Tönisberger Ortskerns glauben nicht, dass sich die Verkehrssituation entscheidend verbessern wird.

Wartsberg Die Wartsberger befürchten, dass eine spätere Ortsumgehung über den Hohlweg zwischen Dorf und Wartsberg übers ehemalige Zechengelände auf den Windmühlenweg bzw. die B 9 ihr Viertel vom Dorfkern vollends abschneiden würde und zudem noch mehr Verkehrslärm mit sich bringen würde.

Ortskern Die Bewohner aus dem Ortskern sagen, dass die Spange keine Entlastung bringt und nach wie vor der Schwerlast-Verkehr durch die zentrale Bergstraße brettern werde.