Kirchliche Schulen: Christliche Werte sind weiter gefragt

Obwohl sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, sind Schulen in kirchlicher Trägerschaft beliebt.

Niederrhein. Die Zahl der Schüler an Schulen in freier Trägerschaft in Nordrhein-Westfalen steigt. Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder an Privatschulen unterrichten lassen. Aber wo gibt es eigentlich Privatschulen, und was macht den Unterschied zu einer öffentlichen Schule aus?

Weiterhin ist die Nachfrage nach Schulen mit kirchlichem Träger groß. Obwohl sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, haben die Bildungseinrichtungen ihre Anziehungskraft nicht verloren. „Krankenhäuser und Schulen sind zwei der verbliebenen Erfolgsgeschichten der Kirche“, sagt Hans-Willi Winden, Leiter der Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld, deren Träger das Bistum Aachen ist.

Dort verzeichnet man eine konstant hohe Nachfrage. „Auch nach den Missbrauchsskandalen hat sich kein Einbruch gezeigt“, so der Schulleiter. Die Eltern würden bei der Schulwahl genau hinsehen und hätten Vertrauen in das Personal. Neben dem christlichen Hintergrund überzeuge die Gesamtschule Eltern durch die Montessori-Pädagogik und die Integration von behinderten Kindern. Das würden auch Eltern von nicht-behinderten Schülern schätzen.

An privaten Schulen werden Kinder und Jugendliche nicht grundsätzlich schlauer. Im vergangenen Jahr kam der Bildungsforscher Manfred Weiß in einer Studie für die Friedrich-Ebert-Stiftung zu dem Ergebnis, dass es insgesamt wenig bedeutsame Leistungsunterschiede zwischen privaten und öffentlichen Einrichtungen gebe.

Deutlichere Unterschiede zugunsten der Privatschulen der PISA-Stichprobe ergeben sich aber zum Teil beim Schulklima und der Zufriedenheit der Eltern. „Es herrscht ein sehr gutes Klima, ein gutes Miteinander“, sagt Werner Link, zweiter stellvertretender Schulleiter am St. Bernhard Gymnasium Willich-Schiefbahn (Träger: Malteserorden), über seine Schule. „Wir sind freier in unseren Angeboten“, erklärt er weiter. Man könne in freier Trägerschaft eigene Programme entwickeln und Lehrer selbst einstellen. Auch dort sind die Anmeldezahlen trotz insgesamt sinkender Schülerzahlen stabil.

Auch wenn Eltern sich selbst von der Kirche entfernen, ist es ihnen doch wichtig, dass christliche Werte vermittelt werden. „Die Eltern schätzen, dass wir uns um den einzelnen Schüler bemühen und eine ganzheitliche Erziehung anstreben“, sagt Herbert Stickling, Schulleiter am Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG) in Viersen. Die Werte-Erziehung sei dort schon immer wichtig. Bereits seit den 60er Jahren bietet das AMG, das vom Bistum Aachen getragen wird, Ganztagsbetreuung. Nicht nur bei schulischen Problemen ständen Ansprechpartner zur Verfügung.

Regina Scharz-Peters ist Mutter von drei Kindern, die alle das AMG besuchen, und sehr zufrieden. Beim ersten Besuch sei ihr gleich die Sauberkeit und Ordnung dort aufgefallen. „Es herrscht eine Ordnung und Disziplin, wie es sie nicht an allen Schulen gibt“, sagt sie. Zwar habe der christliche Hintergrund bei der Schulwahl nicht im Vordergrund gestanden, aber das christliche Miteinander und die Vermittlung von Werten schätzt die Familie sehr.