Luca: Vater wegen Mordes angeklagt
Drei Monate nach dem gewaltsamen Tod des fünfjährigen Luca aus Viersen wurde jetzt Anklage erhoben. Auch die Mutter muss vor Gericht.
Viersen/Mönchengladbach. Knapp ein Vierteljahr nach dem Tod des fünfjährigen Luca beginnt nun die juristische Aufarbeitung. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach hat die 24-jährige Mutter und den 26-jährigen Stiefvater angeklagt. Der 26-Jährige muss sich demnächst wegen heimtückischen Mordes und Körperverletzung vor Gericht verantworten. Im Falle einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Er bestreitet den Tatvorwurf. Der Mutter wirft die Ermittlungsbehörde „Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen“ vor.
Der Tod des kleinen Jungen hatte viele Menschen in Viersen tief bewegt. Rund 500 Frauen, Männer und Kinder kamen Anfang November zu einem Gedenkgang für Luca auf dem Alten Markt in Dülken zusammen. Auch Bürgermeisterin Sabine Anemüller nahm daran teil.
Die Obduktion hatte ergeben, dass der Junge Ende Oktober an einer Kombination vieler Verletzungen starb. Durch stumpfe Gewalt gegen Bauch und Kopf hatte er nach Angaben der Staatsanwaltschaft innere Verletzungen und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten.
Schon Jahre vor der Tat hatten Nachbarn das Jugendamt und die Polizei informiert, weil es in der Wohnung häufig zu Streitereien und Kinderweinen gekommen war, schilderten Nachbarn. Der Stiefvater soll Luca über einen längeren Zeitraum misshandelt haben. Das Jugendamt der Stadt Viersen hatte die Familie seit 2013 in Betreuung. Mehrfach hatte die Stadt Viersen bei Gericht beantragt, den Jungen in Obhut zu nehmen. Dem folgte das Gericht aber nicht. Ein Gutachter hatte angegeben, dass von dem Stiefvater keine Gefahr ausgehe. Er war im April vom Amtsgericht beauftragt worden, die Erziehungsfähigkeit der Mutter zu beurteilen. „Ich habe mich mehrfach mit ihr und auch dem Lebensgefährten getroffen“, schilderte er im November. Zudem habe es Gespräche mit Kindergärtnern, Sozialarbeitern und der Familienhilfe gegeben. Die Nachricht von Lucas Tod habe ihn vollkommen unvorbereitet getroffen. „Damit hätte ich nie gerechnet.“ Vom Lebensgefährten der Mutter sieht er sich getäuscht. Er habe die Beziehung von Lucas Mutter zu ihrem Partner und auch den Mann selbst „vollkommen falsch eingeschätzt“. Lucas Tod habe ihn aus der Bahn geworfen.
Das Paar lebte laut Staatsanwaltschaft entgegen einer Weisung des Familiengerichts wieder zusammen. „Das Familiengericht hatte die Mutter angewiesen, dafür zu sorgen, dass der mutmaßliche Täter keinen Kontakt zum Kind hat“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach. Weil sie das nicht getan habe, sei sie ebenfalls angeklagt.
Der Stiefvater hatte gegenüber der Polizei behauptet, Luca leblos in seinem Bett entdeckt zu haben. Die Polizei hatte ihn wenig später festgenommen. Damals lautete der Tatvorwurf „Verdacht auf Totschlag“. Vor Gericht läuft es nun auf einen Indizienprozess hinaus: Es gibt kein Geständnis und keine Zeugen — und auch keine Beweise, die die Täterschaft eindeutig belegen.